Die Urmitzer Brücke über den Rhein (Foto: Ulrich Siewers PR
Urmitz liegt ein wenig abseits des Durchgangverkehrs unmittelbar am linken Rheinufer zwischen Andernach und Koblenz.
Parallel zum Rhein verläuft die alte Hauptraße, heute eine beschauliche
Fußgängerzone. Wären da nicht die parkenden Autos der Anwohner, fühlte man sich
in frühere Jahrzehnte zurück versetzt. Hier kennt man sich, hier hat man Zeit
für ein Schwätzchen unter Nachbarn. Dabei zählt der Rheinort heute rund 3.500
Einwohner, die meist in hübschen, modernen Eigenheimen westlich des alten Ortskerns leben.
Urkundlich
wurde das fränkische Königsgut Auromoncium 754 erstmals erwähnt. Es
gelangte durch eine Schenkung Kaiser Heinrichs II. 1022 in den Besitz des
Bamberger Domstifts. Vom 14. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte
Urmitz zum Amt Bergpflege, eine bis zur Eroberung der Rheinlande Ende 1794
durch die Truppen Napoléons bestehende Verwaltungseinheit im Kurfürstentum
Trier. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft fiel der Rheinort 1815 an
die preußische Rheinprovinz.
Erlebenswert: Die Urmitzer St. Georgskirche aus dem frühen 18. Jh. liegt direkt am Rhein (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die
Pfarrei des Ortes ist seit 1204 urkundlich belegt. Die heutige St. Georgskirche
stammt aus dem Jahr 1722, das Pfarrhaus aus dem Jahr 1810.
Der restaurierte Aalschokker "St. Georg" an der Uferpromenade erinnert an die Bedeutung des Ortes für die Rheinschiffer und den Fischfang: Bis in die 1950-er Jahr wurden pro Nacht bis zu 60 Zentner Fisch gefangen, darunter große Lachse (Foto: Ulrich Siewers PR)
Urmitz: Dorf im Kreise u. Regierungsbezirk Coblenz der preußischen Rheinprovinz,
links am Rhein, Kahnstation der Dampfboote, Lachsfang, Eisenwert (?), Weinbau; 600 Ew.
Caesars
Rheinbrücke nach einem Gemälde von John Soane (1814)
Um 1900 wurden bei Ausschachtungen am Urmitzer Ufer
Pfahlreste einer vermutlich römischen Brücke gefunden gefunden. Schnell waren sich die Gelehrten weitgehend einig, dass es
sich dabei um Überreste jenes Rheinübergangs der Truppen Julius Caesars im Jahr
53 v. Chr. handelte, den dieser in seinem Werk „De Bello Gallico“ ausdrücklich erwähnt
hat. Auch fanden sich unweit dieser Stelle die übereinander gelagerten
Grundrisse zweier römischer Kastelle („Drusus-Kastell“), was die Vermutungen bezüglich
der Brücke ergänzte.
Bei archäologischen Ausgrabungen in der Nähe der Kapelle „Am guten Mann“ zwischen
Weißenthurm und Urmitz wurde in den letzten Jahren ein römisches Töpferzentrum freigelegt. Ab
dem frühen 2. Jahrhundert nach Christus wurde an diesem Ort rauwandiges,
feuerfestes Geschirr angefertigt, die sogenannte „Urmitzer Ware“. Den Rohstoff
lieferten die heute noch genutzten Tonvorkommen bei Kärlich.
Ein
weiterer sensationeller Fund belegt die frühe Besiedlung gelang mehr zufällig beim Bimsabbau. Die Archöologen sind sich nach den umfangreichen Auswertungen sicher: Urmitz war in der Zeit der sogenannten „Michelsberger Kultur“ (4.300 - 3500
v. Chr.) einer der größten Siedlungsplätze am Rhein. Er war von einem hufeisenförmigen Erdwerk
(Wall-Graben-System und einer beeindruckenden Palisade) umgeben und lag unmittelbar
am Rheinufer. Archäologen gehen davon aus, dass die Siedlung über mehrere
Jahrhunderte Bestand hatte.
Ausführliche Informationen zu den Ausgrabungen in Urmitz finden Sie >>> hier
Eine Tafel
an der Kreuzung Hauptstraße – Kaltenengerser Straße und Im Hofacker nennt dem
Besucher die zwei ureigenen Urmitzer Themen: Bimbsabbau und Weinbau. Denn auch wenn's
lange her ist: Urmitz war im Mittelalter ein Weindorf. Angebaut wurde
überwiegend die Rebsorte Kleinberger (Elbling), aus der Weißwein gekeltert
wurde. Über die Qualität der Weine ist wenig bekannt, aber so schlecht können
sie nicht gewesen sein. Immerhin kaufte die Abtei Rommerskirchen nachweislich
im Jahre 1775 Urmitzer Weißwein. Die Klimaanomalien des 19. Jahrhunderts
sorgten schließlich für ein Ende des Weinbaus. Das muss die „Örmsche“ damals
hart getroffen haben.
Die Bimssteinindustrie sorgte über Jahrzehnte für Arbeit und Brot (Gemälde im Heimatmuseum Urmitz)
Man
behauptet zwar, dass Not erfinderisch macht, aber die Möglichkeiten, den
Bimssand bautechnisch nutzbar zu machen, kannten bereits die Römer. Sie
verarbeiteten ihn unter Zugabe von Kalk und Wasser bereits vor 2.000 Jahren zu
wärmedämmenden Bodenbelägen. Auch im Mittelalter hat man Fachwerkgefache mit Steinen aus Bimssand und Lehm ausgemauert. Erst in der
Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es erneut, aus Bims in Verbindung mit Wasser
und Kalk Bausteine herzustellen. Bereits 1854 wurden die ersten „Rheinischen
Schwemmsteine“, wie man sie wegen ihrer Leichtigkeit und Schwimmfähigkeit
nannte, in Urmitz industriell herzustellen. Für das Ausgangsmaterial, den
Bimssand, hatte der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor 12.900 Jahren reichlich
gesorgt. Der Transport über den nahen Rhein eröffnete den Urmitzer
Schwemmstein-Produzenten den Zugang zu den Märkten rheinauf- und rheinabwärts.
Mit dem Bau der Eisenbahnverbindung Köln-Koblenz verstärkte sich der Handel mit
dem neuen Baustoff. In der Blütezeit der Bimssteinproduktion gab es allein in
Urmitz über 50 Bimssteinfabriken
Wie Bimsbausteine hergestellt wurden erlebt der Besucher anschaulich im Heimatmuseum (Foto: Ulrich Siewers PR)
Heute gibt
es nur noch wenige Relikte aus dieser Zeit. Der Urmitzer Bims ist längst ausgebeutet.
Wer mehr über die Herstellung der Bimssteine erfahren möchte, findet die
Antworten im Keller des Urmitzer Heimatmuseums, das z. Zt. einzig über eine
erlebenswerte Sammlung zu diesem Thema verfügt.
Mehr über die spannende Geschichte des Bimsabbaus an Rhein und Nette erfahren Sie >>> hier
Was die
Weinbautradition angeht, gibt es wieder
ambitionierte Urmitzer, die versuchen, sie wiederzubeleben.
Eine Gedenktafel am Ufer erinnert an die furchtbaren Geschehnisse von 1945 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Jeder
Eisenbahnfreund kennt die Urmitzer Eisenbahnbrücke am Südrand des Rheinortes.
Sie wurde zwischen 1916 und 1918 unter dem Namen „Kronprinz-Wilhelm-Brücke“
oder kurz „Kronprinzenbrücke“ aus militärstrategischen Gründen errichtet. Sie erlaubt
einen zweigleisigen Schienenverkehr über den Rhein zwischen Engers und Urmitz.
Sie wird auch von Fußgängern und Radfahrern zur Querung des Rheinstroms
genutzt.
Die 430m
lange Stahlkonstruktion (Fachwerkbogenbrücke) wurde im März 1945 auf dem
Rückzug vor dem amerikanischen Vormarsch von der deutschen Wehrmacht gesprengt.
In den Jahren 1953−1954 wurde die Brücke als Fachwerkbrücke in Kastenform wiederhergestellt
und zählt nach wie vor zu den wichtigsten Brücken im Netz der Deutschen Bahn.
Öffnungszeiten montags bis freitags: 07.15 bis 12.00 h zusätzlich donnerstags: 14.00 bis 18.00 h
Urmitz liegt direkt am gut ausgebauten Rhein-Radweg Köln-Koblenz Vom Flaggenmast des Schiffervereins sind es nur wenige Meter zur Hauptstraße mit ihren Einkehr-möglichkeiten und dem erlebenswerten Heimatmuseum (Foto: Ulrich Siewers PR)