Der Walpot-Platz im Zentrum des Ortes (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bassenheim liegt im südöstlichen Teil der Vulkanischen Osteifel. Der malerische Ortskern rund um den Walpotplatz mit seinen prächtigen Fachwerkhäusern zeugt von bürgerlichem Wohlstand. 2006 wurde die Gemeinde Kreissieger in der Hauptklasse des Wettbewerbs “Unser Dorf soll schöner werden” und "Unser Dorf hat Zukunft”.
Die Siedlungsgeschichte rund um Bassenheim reicht bis in die Zeit der Steinzeitjäger zurück. Später haben keltische Treverer in der Gegend gelebt und zahlreiche bedeutende Spuren hinterlassen. Dazu zählt der sogenannte"Goloring" nördlich des Ortes, der auch "Eifel-Stonehenge" genannt wird und über dessen Funktion bis heute noch wenig bekannt ist.
Die Ortsgeschichte ist eng verbunden mit dem Namen eines alten Adelsgeschlechtes: Im Jahr 970, zur Zeit Kaiser Otto I, erhielt ein Ritter Walpot als Ministerialer der Grafen von Sayn Land in Bassenheim als Lehen. Der damalige Landesherr war der Kurfürst und Erzbischof von Köln. Ab 1307 nannte sich das Adelsgeschlecht Walpot (später Waldbott) von Bassenheim. Die Waldbotten sammelten im Lauf der Geschichte zahlreiche Verdienste in Staats-, Militär- und Kirchendiensten und erwarben zahlreiche Ländereien im gesamten Osteifelgebiet. Ab 1638 durften sie die Bezeichnung Reichsfreiherren tragen und ab 1720 wurden sie Reichsgrafen. Dadurch wurde Bassenheim zur reichsunmittelbaren Herrschaft erhoben und unterstand fortan nur noch dem Kaiser.
Rathaus und Pfarrkirche St. Martin(Foto:
Ulrich Siewers PR)
Unter der französischen Herrschaft Napoléon I wurde die Mairie (Bürgermeisterei) Bassenheim gegründet, aus der die heutige Verbandsgemeinde Weißenthurm hervorgegangen ist. Auch die Koblenzer Stadtteile Metternich, Kesselheim, Bubenheim und Rübenach gehörten dazu.
Die Grafen von Bassenheim waren übrigens die einzigen Großgrundbesitzer im linksrheinischen Rheinland, die während der Franzosenzeit ihre Burg und das dazu gehörende Rittergut behalten durften. Erst 1861 endete ihre Herrschaft. Burg und Rittergut Bassenheim sowie die Burg Pyrmont wurden zwangsversteigert. Neuer Eigentümer wurde Fürst Karl Anton von Hohenzollern.
Eingangstor zum Schlosspark (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die ausgedehnten Parkanlagen und die herrschaftlichen Gebäude befinden sich heute im Privatbesitz. Eine Besichtigung ist nur mit besonderer Genehmigung möglich.
Das "Frühmessnerhaus" am Walpotplatz aus dem Jahr 1753 beherbergt heute das Heimatmuseum (Foto: Ulrich Siewers PR)
1873 erwarb der Kölner Bankier und Finanzberater des Erzbischofs Abraham Freiherr von Oppenheim die Burg und und das Rittergut Bassenheim. Die Oppenheims entwickelten eine rege Bautätigkeit in Bassenheim. 1885 ließen sie ein Krankenhaus errichten. Drei Jahre später kam ein Kindergarten und eine Nähschule für junge Frauen hinzu.
Eine prachtvolle Fassade aus dunklem Basaltgestein und hellem Tuffstein dieses Bürgerhauses zeugt von großem Wohlstand seiner Besitzer gegen Ende des 19. Jahrhunderts (Foto: Ulrich Siewers PR)
Das barocke Pfarrhaus am Walpot-Platz (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der „Bassenheimer Reiter“ ist ein frühgotisches Sandstein-Relief , das die Szene der Mantelteilung aus der Legende des heiligen Martin zeigt. Es befindet sich über dem linken Seitenaltar der Pfarrkirche von Bassenheim und ist wahrscheinlich die berühmteste Martinsdarstellung der Kunstgeschichte.
Das Kunstwerk wird dem so genannten Naumburger Meister zugeschrieben. Es wurde um 1240 für den Westlettner des Mainzer Doms geschaffen. Als dieser 1683 in Folge der liturgischen Reformen des Trienter Konzils abgebrochen wurde, brachte der Mainzer Domherr Casimir Waldbott von Bassenheim das Relief nach Bassenheim.
Das berühmte Sandsteinrelief stammt ursprünglich aus dem Mainzer Dom (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bis zum Abbruch der früheren Bassenheimer Kirche im Jahr 1898 war das Martinus-Relief außen in einer Seitenmauer eingemauert.Heute hat es seinen Platz im Innern über dem linken Seitenaltar. Mehr über die Geschichte des heiligen Martin und des Bassenheimer Reiters erfährt man im Heimatmuseum (Martinusmuseum).
Das Innere der um 1900 im neugotischen Stil erbauten Pfarrkirche. Das St. Martinus-Relief ist links zwischen den beiden Säulen erkennbar (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der Weg durch die Historische Baumallee ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis (Foto: Ulrich Siewers PR)
Als im 17. Jahrhundert der Reichsfreiherr Johann Lothar Waldbott von Bassenheim entlang des Weges von seiner Residenz hinauf zum Karmelenberg eine Baumallee anpflanzen ließ, konnte er kaum ahnen, dass sich daraus 350 Jahre später ein einzigartiges Naturdenkmal entwickeln sollte. Die Unterschutzstellung erfolgte bereits im Jahr 1939. Um ihre Lebensdauer zu verlängern, wurden in den 70er Jahren rund 120 der Veteranen "baumchirurgisch" behandelt, also die Kronen beschnitten, schwere Äste verankert und angefaultes Holz entfernt. Nicht alle „Patienten“ überlebten die nachfolgenden Jahrzehnte. Von den ursprünglich 150 gepflanzten Bäumen sind heute immerhin noch über 100 vorhanden.
Die Natur hat dafür gesorgt, dass inzwischen auch andere, jüngere Bäume wie Eschen Birken, und Weiden die historische Baumallee ergänzen. Neben majestätisch aufragenden Buchen gibt es etliche prächtige Eichen, mächtige Rosskastanien sowie einige, teils sehr eigenwillig gewachsene Lindenbäume. Einer dieser „Baum-Methusalems“ hat einen Umfang von gut 8 Metern. Ein anderer ist innen völlig ausgehöhlt und bietet für eine ganze Kinderschar ein tolles Versteck >>> mehr
Hohle Linde am Wegrand (Foto: Ulrich Siewers PR)
Ziel alljährlicher Wallfahrten - die Marienkapelle (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Marienkapelle wurde 1662 auf Veranlassung des besagten Walpott von Bassenheim und seiner Gemahlin Anna Magdalene, geb. Gräfin von Metternich zu Ehren eines Gnadenbildes auf dem Karmelenberg errichtet. Ihre vier kranken Kinder waren allesamt bald nach der Geburt verstorben. Als das fünfte Kind unterwegs war, riefen die Eheleute das Marienbild um Hilfe an. Als das Kind gesund zur Welt kam, beschlossen die Eheleute den Bau der Marienkapelle und wählten als Standort die höchste Erhebung innerhalb der Herrschaft Bassenheim, den 373 m hohen Vulkankegel Karmelenberg. Die Kapelle wurde bald zu einer beliebten Wallfahrtsstätte.
Den Weg hinauf zur Kapelle begleitet ein Kreuzweg mit sieben Stationshäuschen, in denen der Leidensweg Jesu dargestellt wird. Diese im
17. und 18. Jahrhundert besonders im Rheinland populären
szenischen Darstellungen in sieben Stationen nennt man "Fußfälle".
Vor den Fußfällen auf dem Karmelenberg wurde vor allem
für die Sterbenden und Toten gebetet.
Aus heimischem Tuff entstanden im 17. Jahrhundert diese beiden Szenen aus der Leidensgeschichte Christi: Pontius Pilatus fällt sein Urteil und Jesus wird gegeißelt (Fotos: Ulrich Siewers PR)
Leider können wir das reich ausgestattete Innere der Kapelle nur durch ein kräftiges Eisengitter betrachten. Und als Vorsichtsmaßnahme gegen ungebetene Besucher hat man die wertvollen Figuren aus ihren Nischen entfernt. Nur an bestimmten Festtagen dürfen sie unter Aufsicht an ihren angestammten Platz zurückkehren.
Vermutlich befand sich auf der Bergkuppe bereits in vorchristlicher Zeit ein Kultplatz. Nach Aufzeichnungen des Bassenheimer Pfarrers Arnold Born aus dem Jahre 1719 wurde vor dem Bau der Marienkapelle vom ‚Hexenberg' gesprochen, den eine Aura des Geheimnisvollen umgab. Auch die Namensgebung deutet auf eine heidnische Vergangenheit. Der Name Karmelenberg erinnert an den Berg Karmel in Israel, einst der Ort, wo der Prophet Elias 1.000 vor Christus alle falschen Propheten töten ließ, der Ort, an dem der Karmeliterorden seinen Ursprung hat, für den die Marienverehrung stets von besonderer Bedeutung war. So ist auch die Marienkapelle auf dem Karmelenberg eine Wallfahrtsstätte mit reicher Tradition und Symbolkraft.