Lonnig ist eine knapp 1 200 Seelen zählende
Ortsgemeinde am Ostrand des Maifeldes. Das Dörfchen liegt in einer kleinen Mulde
umgeben von Feldern und Streuobstwiesen. Auf den Wiesen rund um den Ortskern
grasen Freizeitpferde und der Luftraum gehört den Schwalben und hin und wieder
einem Segelflieger vom nahen Flugplatz in Winningen. Die unmittelbare Nähe der Autobahn A 48 sorgt tagsüber für regen
Durchgangsverkehr.
Das Dorfgemeinschaftshaus bildet den Ortsmittelpunkt (Foto: Ulrich Siewers PR)
Trotzdem lässt es sich in den engen Gassen zwischen alten
Bruchsteinhäusern und schönen Bauerngärten gut leben. Es gibt eine
eigene Grundschule und einen Kindergarten. Die Vereine des Dorfes richten einmal
im Jahr die traditionelle Kirmes aus und im Karneval übernehmen zur
Weiberfastnacht die närrischen
Möhnen das Kommando im Lonniger Rathaus. Und das liegt mitten im Dorf und
ist gleichzeitig Dorfgemeinschaftshaus. Und dann wäre da noch die Dorfkirche...
Der Dorfbrunnen von 1854 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Pfarrkirche Sankt Jakobus d. Ältere mit dem Sakristeianbau, der ursprünglich der Südturm war und dem alten romanischen Chor (Foto: Ulrich Siewers PR)
Schon von weitem fällt dem Reisenden der
ungewöhnlich hohe und stattliche Turm der katholischen Pfarrkirche
Sankt Jakobus der Ältere ins Auge. Beim genaueren Hinsehen drängt sich dem
Betrachter die Frage auf, ob diese eigentlich kleine Kirche nur noch der Rest
eines früheren stolzen Bauwerks ist oder ob hier vielleicht einmal Großes
geplant war, dass dann später nie fertig gestellt wurde. In der Tat ist die
letztere Annahme richtig. Bevor wir das Geheimnis um dieses Kuriosum lösen,
schauen wir uns zunächst einmal in der Geschichte rund um den Ort um.
Ortseingang von Lonnig (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Dreitonnenkuppe und Wegkreuz von 1692 an der Straße nach Lonnig (Foto: Ulrich Siewers PR)
Grabungsfunde belegen, dass das Maifeld und speziell
der östliche Teil bereits Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung dicht besiedelt
waren. Im Bereich der
Dreitonnenkuppe nördlich von Lonnig stieß man beim Bimsabbau auf Gräber,
die vermutlich aus der späten Hallstattzeit (6. - 5. Jh. v. Chr.) stammen. Nun
sind derartige Funde in der Osteifel nichts ungewöhnliches. Aber bei Lonnig fand
man sogenannte Wagengräber,
die auf einen hohen gesellschaftlichen Stand der Verstorbenen (Fürsten)
schließen lässt >>> mehr
Die Abbildung zeigt ein rekonstruiertes keltisches Wagenrad aus einem Grabfund (Foto: www.lonnig.de)
Nur wenige Kilometer nordöstlich von Lonnig liegt
der weltberühmte Goloring,
ein eisenzeitlicher Kultplatz, dessen Geheimnisse bis heute im Verborgenen
liegen. Die gefundenen Gräber in unmittelbarer Nähe zum Goloring deuten darauf
hin, dass bei Lonnig bereits in der Eisenzeit ein altes keltisches
Siedlungszentrum mit einer wohlhabenden Oberschicht existiert hat.
Dieser Menhir auf der Dreitonnenkuppe soll in unmittelbarer Beziehung zum Goloring stehen (Foto: Ulrich Siewers PR)
Und von
Lonnig ist es auch nicht allzu weit bis zum Martbergbei Pommern, der als
stadtähnliches Oppidum ein bedeutendes Zentrum zur Zeit der keltischen Treverer
gilt. Als der römische Feldherr Julius Cäsar mit seinen Truppen im ersten
Jahrhundert vor unserer Zeit das Land links des Rheins besetzte, gab in Lonnig
bereits eine hoch entwickelte Kultur >>> mehr
Bereits im 12. Jh. war Lonnig ein prosperiender Flecken im östlichen Maifeld (Foto: Ulrich Siewers PR)
Nach gut 500 Jahren römischer Herrschaft zur Zeit
der
fränkischen Landnahme tauchten die ersten christlichen Glaubensboten im
Moselland und im Maifeld auf. Es waren die Heiligen Castor und Lubentius, die
der heidnischen Bevölkerung die Lehre von Christus, dem Gekreuzigten,
verkündeten. Vermutlich führte der Weg des Lubentius
auch nach Lonnig, denn im 12. Jahrhundert gab es dort schon eine lebendige
christliche Gemeinde, eine wichtige Voraussetzung zur Gründung eines Klosters.
Die Gründungsurkunde aus dem Jahr 1142 besagt, dass Bischof Albero von Trier
einem Ordensmann namens Ludolfus "auf seinem eigenen Grund zu Lunnech"
eine kleine Kapelle nebst einem kleinen Kloster übergeben hat.
Der zunächst als Eremit in Lonnig lebende und
spätere Abt Ludolfus (Luidolf) hatte durch seine Predigten eine ganze Schar
gelehriger Schüler um sich versammeln können. Einer von ihnen soll der berühmte
Norbert von Xantengewesen sein. Nach Tode des Ludolfus stellte sich die Gemeinschaft unter die
Obhut des Abtes Richard von Springiersbach. Unter dessen Oberleitung
entwickelte sich das nun nach den Regeln des hl. Augustinus ausgerichtete
Kloster in Lonnig prächtig. Aus dem ursprünglichen Kapellchen hatte sich, wie es
aus einer päpstlichen Bulle von 1148 hervorgeht, bereits eine richtige Kirche
entwickelt, die der Muttergottes geweiht war >>>
mehr
Ursprünglich war die um 1100 im romanischen Baustil
errichtete Kapelle ein Rundbau von knapp 20 Metern im Durchmesser. Mit
zunehmendem Reichtum war das den Stiftsherren offenbar zu wenig. Ihnen schwebte
etwas Großes vor, ähnlich des Andernacher Mariendoms. Um 1220 wurde mit dem Bau
begonnen. Doch die Chorherren hatten sich zu viel vorgenommen. Dank ihres
aufwändigen Lebensstils aber auch wegen ihrer Barmherzigkeit gegenüber jedermann
konnten sie den Kirchenbau nicht länger finanzieren. Heute würde man sagen, das
Kloster war pleite. Im Jahre 1326 sah sich Erzbischof Balduin von Trier
genötigt, das Kloster samt aller noch verbliebenen Güter nach Mayen zu verlegen.
Den völlig verarmten Lonniger Augustinern wies man die heutige Mayener
Clemenskirche zu >>> mehr
Spuren verschiedener Bauperioden an der Südseite (Foto: Ulrich Siewers PR)
Zurück blieb eine Bauruine. Ende des 16.
Jahrhunderts begann man mit dem Abbruch der Rundkirche. Ende des 17.
Jahrhunderts waren die Reste von Kirche und Kloster dem Verfall preisgegeben.
Die wertvollen Steine wurden zwischenzeitlich von den Bauern beim Neubau von Wohngebäuden,
Stallungen und Scheunen verwendet.
Im Jahre 1751 wurde Lonnig selbständige Pfarrei und
die verfallene Klosterkirche zur Pfarrkirche. Erst im Jahre 1936, nachdem
Preußen die Rheinprovinz verwaltete, gab der damalige Regierungsbaumeister
Lassaulx
aus Koblenz der Kirche ihre heutige Form und Gestalt. Der noch erhaltene
nördliche Turm erhielt ein neues Dach, während der südliche, unvollendet
gebliebene bis auf seine heutige Höhe abgetragen wurde und zur Sakristei
umgewandelt wurde. Das Kirchenschiff wurde ein wenig nach westen erweitert und
sieht seitdem so aus, als ob man von der Kirche ein Stück abgeschnitten hätte.
Warme Rot- und Gelbtöne beherrschen den Chorraum (Foto: Ulrich Siewers PR)
In den 1960-er Jahren war das Gotteshaus für die
Lonniger Gemeinde zu klein geworden und wurde entsprechend umgebaut. Dabei wurde
die Kirche und ihre Innenausstattung dem Stil der damaligen Zeit angepasst und
der Versuch gemacht, alles dem romanischen Baustil anzupassen.
Das wertvolle Madonnenrelief aus dem 18. Jahrhundert (Foto: Ulrich Siewers PR)
Zu den Kostbarkeiten der heutigen Kirche, die nach
wie vor ein Zeugnis rheinischer Kirchenbaukunst repräsentiert, zählen vor allem
zwei wertvolle Kunstwerke. Zum einen ist es die als Relief dargestellte
Gottesmutter mit dem Kind von 1470 und ein aus Basaltgestein vom Laacher
Samsonmeister
im 13. Jahrhundert gefertigter Verkündigungsengel.
Den Verkündigungsengel aus heimischem Basalt schuf im 13. Jh. der "Laacher Samsonmeister" (Foto: Ulrich Siewers PR)
Unter Wanderern und anderen Freiluftjüngern gilt das Keberbachtal (auch Keverbachtal) südlich des Ortes seit einiger Zeit als Geheimtipp für Touren abseits der Straßen und Forstwege. Seit kurzem gibt es dort auch einen Anschluss an den Traumpfad "Koberner Burgpfad". Auf schmalem Pfad geht es über hölzerne Stege am plätschernden Bach entlang durch wunderbare Laubwälder und lichtdurchflutete Auen Richtung Mosel >>> mehr