Blick über die Kirschgärten auf Mülheim-Kärlich und die Rheinebene (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bis zur Gebietsreform 1969 waren
Mülheim und Kärlich jeweils selbständige Ortsgemeinden. Seit 1996 erhielt der
Doppelort Mülheim-Kärlich die Stadtrechte. Heute leben rd. 11.000 Einwohner im
Stadtgebiet, zu dem auch die Orte Urmitz-Bahnhof und Depot gehören.
Mit dem
Namen Mülheim-Kärlich verbinden viele Menschen mit dem am Rhein gelegenen
Kernkraftwerk. Dieser Atommeiler entstand Mitte der 1970-er Jahre. Nur ganze 30
Monate lieferte er Strom, bevor er wegen eines fehlerhaften
Baugenehmigungsverfahrens endgültig abgeschaltet wurde. Der riesige Kühlturm
gehört mittlerweile zum gewohnten Landschaftsbild.
Beim Abbau der Tonvorkommen in der Nähe des Stadteils
Kärlich stießen Arbeiter 1980 auf etwa 440.000 Jahre alte Faustkeile aus Quarzit
und Feuerstein, die die Wissenschaft dem Homo erectus zuschrieb. Diese frühe menschliche
Spezies beherrschte bereits die Kunst des Feuermachens. Man kann aufgrund der
gefundenen Artefakte davon ausgehen, dass das Gebiet des heutigen
Mülheim-Kärlich zu den ältesten von Menschen besiedelten Plätzen Deutschlands
gehört.
Weitere wichtige archäologische
Funde, die auf dem Stadtgebiet gemacht wurden, sind ein keltisches Wagengrab
sowie die Überreste einer römischen Villa rustica. Seit dem Mittelalter bis zur
„Franzosenzeit“ gehörte das Gebiet der heutigen Stadt zum kurtierischen
Amtsbezirk Bergpflege. Ab 1815 hatten die Preußen das Sagen im Rheinland.
So, oder so ähnlich sahen die ersten menschlichen Wesen (Homo erectus) aus, die im Bereich der heutigen Stadt vor rund 400.000 Jahren gelebt haben (Foto: Frank Vincentz, WIKIMEDIA)
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Ursprünglich lebten die Bürger von
Mülheim und Kärlich von der Landwirtschaft. Noch immer gibt es ausgedehnte
Obstplantagen rund um die Ortschaften, in denen überwiegend Süßkirschen und Schattenmorellen geerntet
werden.
Seit dem
19. Jahrhundert gehören der Abbau von Bims und Ton zu den traditionellen
Wirtschaftszweigen in Mülheim-Kärlich. 1870 wurde auch der Bahnhof Urmitz an
der linksrheinischen Bahnstrecke Köln-Koblenz eröffnet, der zu einem wichtigen
Umschlagplatz für Schwemmsteine (Bimsbausteine) und feuerfeste Tonwaren (Schamotte)
wurde. Hauptabsatzgebiete für die Schwemmsteine waren die Rheinprovinz und Westfalen,
vor allem aber das Ruhrgebiet.
Das Rhein-Mosel-Einkaufszentrum der Gebr. Pauken 1967 mitten auf der "günen Wiese" (Repro: Ulrich Siewers PR)
Die
Eröffnung eines modernen Einkaufszentrum mitten auf der „grünen Wiese“ im Jahre
1967 durch die Unternehmer Edmund und Artur Pauken war der Auftakt zu einer
einzigartigen Erfolgsstory.
Nach und nach siedelten sich weitere
Unternehmen des Einzelhandels, des Großhandels, der Industrie und
Dienstleistung an, die weit über die Grenzen der Stadt und der Region bekannt
sind. Die Industriestraße, Hauptverkehrsader des Gewerbeparks, gleicht mit ihren
bunten Reklametafeln heute einer Einkaufsmeile mit amerikanischen Akzenten. Bis
zu 25.000 Fahrzeuge passieren täglich die Gewerbemeile.
Fast wie in Amerika - die Industriestraße im Gewerbepark Mülheim-Kärlich (Foto: Ulrich Siewers PR)
In den alten Ortskernen findet man
noch viele alte Fachwerkhäuser, die in den letzten Jahren zum Teil originalgetreu
restauriert wurden. Dazu zählt insbesondere der ehemalige kurfürstliche Burghof
in der Burgstraße in Kärlich. Die im steinernen Torbogen eingemeißelte Jahreszahl
besagt vermutlich nur, dass dieser 1710 errichtet wurde. Die Gebäude
selbst dürften alten Urkunden zufolge wesentlich älter sein.
Der ehemalig kurfürstliche Burghof mit dem imposanten Torbogen in der Kärlicher Burgstraße zählt zu den schönsten Fachwerkbauten des Doppelortes (Fotos: Ulrich Siewers PR)
Der älteste Sakralbau der Stadt ist
die Pfarrkirche St. Mauritius im Stadtteil Kärlich. Sie wird bereits 1217 in
einer Schenkungsurkunde benannt im, in der der gesamte Kirchenbesitz dem Stift
St. Florin in Koblenz überschrieben wurde. Aus dieser Zeit stammen der romanische
Ostchor und Mauerreste einer seitlichen Apsis, die 1976 bei Bauarbeiten
entdeckt wurden. Eine gotische Kapelle wurde im 15. Jahrhundert an der
Nordseite des Chors angebaut. Heute dient sie als Taufkapelle. Im Dreißigjährigen
Krieg wurde die Kirche weitgehend zerstört. 1730 erhielt sie ein neues Langhaus
im damals üblichen Stil des Barocks. Da es zu wenig Platz bot, wurde es 1931/32
durch einen Neubau ersetzt. Der heute weithin sichtbare Glockenturm im neoromanischen
Stil stammt aus dem Jahr 1903.
Das älteste vollständig erhaltene
Gebäude steht mitten in Stadteil Mülheim in der Kapellenstraße. Die gotische
„Alte Kapelle“ mit einem barocken Dachreiter bildet mit dem heutigen
(wesentlich jüngeren) Rathaus eine harmonische Einheit. Alten Urkunden zufolge
wurde das Kirchlein in den Jahren zwischen 1313 und 1318 erbaut. Bis zum Bau
der Mülheimer Pfarrkirche war die Kapelle Filialkirche von Kärlich. Später
wurde sie unter anderem als Schulraum genutzt. Heute dient sie der Stadt als
Sitzungssaal und Festraum.
Rathaus und Alte Kapelle bilden zusammen eine harmonische Einheit (Foto: Ulrich Siewers PR)
Unmittelbar neben dem Rathaus
(Poststraße Nr. 6) befindet sich das Stadtmuseum. Die kleine Sammlung umfasst erdgeschichtliche
Funde sowie Altertümer aus Jungsteinzeit, Antike, Mittelalter und Neuzeit. Im
gleichen Gebäude ist auch das gemütliche Café „Alte Feuerwache“ untergebracht.
Der „Ausscheller“ verkündete einst die neuesten Gemeindenachrichten (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der Kolpingplatz ist ein beliebter Treffpunkt (Foto: Ulrich Siewers PR)
Sehr hübsch gestaltet ist auch der
Kolpingplatz nur knapp 100 Meter vom Rathaus entfernt. Der Brunnen und das
nebenan befindliche Café sind ein beliebter Treff für Jung und Alt.