Vom Hochkreuz hat man einen tollen Überblick auf Kottenheim, die Pellenz mit ihren Vulkanbergen bis auf die Höhen des Westerwaldes jenseits des Rheins (Foto: Ulrich Siewers)
Kottenheim ist eine Ortsgemeinde mit 1000jähriger
Geschichte am Rand der Pellenz, die verwaltungstechnisch zur Verbandsgemeinde
Vordereifel gehört. Gut 2.800 Einwohner haben hier ihr Zuhause. Die meisten
Erwerbstätigen finden Arbeit und Lohn im Raum Mayen,-Andernach-Koblenz oder in
den überwiegend mittelständigen Betrieben vor Ort. Es gibt eine Grundschule,
einen Kindergarten und ein Bürgerhaus, das auch für privaten Feste genutzt
wird. Zahlreiche Vereine bieten Mitwirkungsmöglichkeiten im Dorfleben für
jedermann. Als Besonderheit kann auch die weithin bekannte Leistung des
Karnevalsvereins genannt werden. Kottenheim erscheint damit als Hochburg des
regionalen rheinischen Karnevals.
Die Kottenheimer verfügen auch über eines der
bedeutendsten Streuobstvorkommen in der Region. Sie fühlen sich verantwortlich
für den Erhalt, die Pflege und Nutzung der Streuobstwiesen als regionales
Umwelt- und Kulturgut.
Die Pellenzbahn kurz vor Kottenheim - im Hintergrund der waldbedeckte Lavastrom aus dem Bellerberg-Vulkan (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der Ortsname Kottenheim lässt auf eine fränkische Gründung schließen. Nach dem „Deutschen Wörterbuch" der Gebrüder Grimm bedeutet „heim" Haus, Wohnsitz, das liegende Gut. Es könnte sich also um das Landgut eines gewissen „Cutius“ oder „Cutin“ gehandelt haben, denn im Jahr 1008 wird Kottenheim „Cutinheim“ bzw. „Cuttenheim“ gleich zweimal in Urkunden erwähnt. In beiden Dokumenten spielt der Weinbau eine Rolle. Weitere Schriftstücke belegen, dass auch noch bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert die Weinerzeugung und der Handel mit Wein für den Ort eine große Bedeutung hatte. Noch heute zeugen Flurnamen wie „Winfeld“ oder „Wingert“ von diesem Erwerbszweig.
Beurkundet ist ebenfalls der Hofbesitz eines Ritters von Kottenheim. Der gelangte später durch Heirat an einen Konrad Schilling von Lahnstein († 1539), welcher der Gemeinde einen großen Waldbesitz schenkte. Sein Grab befindet sich in der St.- Nikolaus-Kirche, dem Wahrzeichen des Ortes am Westrand der Pellenz.
Das Leben im 17. und 18. Jahrhundert, teilweise auch das 19. Jahrhundert, war häufig durch Not und Plagen gekennzeichnet. Eine Auflistung aus den schriftlich überlieferten Quellen, die die Auswirkungen auf den Alltag der Menschen nur erahnen lassen, findet sich >>> hier
Bei den Flurprozessionen beteten die Gläubigen beim Hagelkreuz(datiert 1582 am Ortseingang in der Thürer Straße) um den Schutz ihrer Ernten vor den Unbillen der Natur (Foto: Ulrich Siewers)
Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Kapitel der Eifelgeschichte und des Klimawandels von Ulrich Siewers finden Sie >>> hier
Als vor etwa 200.000 Jahren aus der Flanke des Bellerberg-Vulkans riesige Mengen flüssige Magma austrat und das gesamte Gebiet im Westen und Norden des heutigen Kottenheim von einer rotglühenden und zähfließenden Masse begraben wurde, gab es noch keine Menschen in der Osteifelregion. Nachdem das flüssige Gestein erkaltet war, bildete sich Basalt. Den praktischen Nutzwert erkannten die Menschen bereits in vorchristlicher Zeit >>> mehr
Die weitläufigen Basaltvorkommen im Kottenheimer Winfeld bedeuteten ab Ende des 19. Jahrhunderts für viele Männer der umliegenden Ortschaften Arbeit und Brot. Die Blütezeit der Basaltgewinnung währte bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914. Die Arbeit im Grubenfeld war hart und gefährlich. Auch wenn Feierabend im Steinbruch war, war der Tag für die Arbeiter noch lange nicht zu Ende. Daheim wurden die Männer oft noch in der eigenen Landwirtschaft erwartet, die auf ihre Arbeitskraft angewiesen war.
Eine wesentliche Verbesserung der Infrastruktur und der Natursteinindustrie brachte der Bau der Eifelquerbahn. Mit der Eröffnung des Streckenabschnitts Niedermendig-Mayen-Ost im Mai 1880, die eine Verlängerung der seit 1878 existierenden Bahnverbindung zwischen Andernach und Niedermendig darstellte, war Kottenheim mit der Rheinschiene verbunden. Um einen eigenen Bahnhof zu erhalten, war die Gemeinde bereit, neben einem Betrag von 1.500 Mark an die Aktionäre auch die zum Bahnbau benötigen Flächen im Wald unentgeltlich abzugeben.
Bahnhof Kottenheim 1892 (Repro: Andreas56 WIKIMEDIA)
Durch das weitläufige Grubengelände führt ein ausgeschilderter Lehrpfad (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bis auf wenige Betriebe ist die Natursteingewinnung heute geschrumpft. Zurückgeblieben ist eine zerklüftete, von Birken und Kiefern zurück eroberte Brachlandschaft, die gerne als Naherholungsgebiet genutzt wird und Kletterer auch aus weit entfernten Gegenden anlockt. Ein paar verrostete Kräne, zugewachsene Feldbahnschienen und Gebäudereste im Unterholz sind die letzten stummen Zeugen der Vergangenheit. Für den Besucher bleiben lediglich ein paar Informationstafeln am Rand des Wanderweges.
Sie wundern sich höchstens über die der Region eigenen Vulkanarchitektur. Die meisten Häuser und die Pfarrkirche St. Nikolausim alten Ortskern wurden mit dunkelgrauem Basaltstein erbaut. Auch die Kunst der zahlreichen Steinmetze prägt das Ortsbild. Viele Gebäude sind mit kunstfertigen Arbeiten aus Basalt und Tuffstein verziert. Basaltskulpturen schmücken zahlreiche Vorgärten und öffentliche Plätze.
Die im neugotischen Stil erbaute katholische Pfarrkirche St. Nikolaus ist das Wahrzeichen des Ortes (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die oft reich geschmückten Häuser aus grauem Basalt und hellem Tuffstein sind steinerne Aushängeschilder der Steinmetze und Architekten, die sie geschaffen haben (Foto: Ulrich Siewers PR)
... dann aber richtig!
Das Kröbbelchesfest, ein traditionelles Dorffest zu Ehren der Kartoffelpuffer, die im Volksmund "Kröbbelches" heißen, findet seit 1952 alle zwei Jahre statt. Außerdem gilt Kottenheim als Hochburg des regionalen rheinischen Karnevals.
400.000-jährige Überreste von Panzerfischen aus dem Devonmeer (Foto: Ulrich Siewers)
In Kottenheim gibt es eine der bemerkenswertesten privaten Sammlungen von versteinerten Lebewesen (Fossilien). Insbesondere die über 400.000 Jahre alten Überreste aus dem heimischen Moselschiefergestein und die Überreste von Tieren und Pflanzen aus der Zeit vor dem Ausbruch des Laacher See-Vulkans vor 13.000 Jahren finden weltweit Beachtung und Anerkennung. In den Wiesen 20 sind interessierte Besucher nach Voranmeldung herzlich willkommen >>> mehr