Schöne, liebevoll restaurierte alte Bauernhöfe und alte Basaltkreuze gehören zum Ortsbild (Foto: Ulrich Siewers)
Viele Menschen kennen Naunheim nur vom Vorbeiradeln, denn
das kleine Dorf liegt direkt am beliebten Maifeld-Radwanderweg. Inmitten der von sanften, von malerischen
Hügeln geprägten Landschaft des Maifeldes, das gerne auch als „Toskana der Osteifel“
bezeichnet wird, liegt Naunheim unweit von Münstermaifeld. Die Landwirtschaft
dominiert auch heute noch das Ortsbild, denn die fruchtbaren Lößböden bringen
den Bauern sein Jahrhunderten alljährlich hohe Erträge. Rund 450 Menschen leben
heute rund um die stattliche katholische Kirche St. Alban. Als Ortsgemeinde gehört
Naunheim zur Verbandsgemeinde Maifeld im Landkreis Mayen-Koblenz, die ihren
Verwaltungssitz in der Stadt Polch hat.
2010 feierten die Naunheimer ihren 800. Geburtstag
aus gutem Grund. Eine "Villa Nuenheim" taucht erstmalig 1210 in
einer Urkunde auf, in der es um die Verpachtung des Zehntrechts vom damaligen
Münstermaifelder Stiftsprobst ging. In einem weiteren Dokument von 1273 ist
dann vom Dorf Nuenheym die Rede.
Vermutlich ist der Ort sogar noch älter. Ortsgründungen mit der Namensendung -heim sind
typisch für Siedlungsgründungen im Zuge der fränkischen Landnahme, die im
späten 5. bis 7. Jahrhundert stattfand. Etymologisch
leitet sich der Ortsname wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen niuwe /
nûwe = ‘neu’ ab.
Am Ende der Burgstraße stand einst eine Wasserburg (Foto: Ulrich Siewers)
Am Ende der heutigen Burgstraße stand vermutlich
bereits im 13. Jahrhundert eine Wasserburg. Dort lebte damals ein
Rittergeschlecht, dessen erster Vertreter sich 1279 "Wilhelm von Nuynheym
uf dem Meyenvelde" nannte.
Der Naunheimer Burghof um 1788 (gezeichnet nach einer Miniatur von Ulrich Siewers)
Die Burgherrschaft wechselte im Lauf der Geschichte
mehrfach. Im 15. Jahrhundert gehörte sie nachweislich Dietrich von Monreal, der
aus einer Seitenlinie der Grafen von Virneburg stammte. Dieser heiratete um
1439 Lisa von Dattenberg, die wiederum 1480 verstarb. Die in der Kirche des
Ortes befindliche Grabplatte der Lisa von Dattenberg ist ein kostbares Zeitzeugnis aus dem Spätmittelalter.
Die kunstvoll gearbeitete Grabplatte der Lisa von Dattenberg aus Kyllburger Buntsandstein befindet sich heute in der Pfarrkirche St. Alban (Foto: Ulrich Siewers)
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Der noch heute im Dorfwappen enthaltene gekrönte
goldene Adler stammt aus dem Familienwappen der Dattenberger. Nachdem zu
Beginn des 17. Jahrhunderts das Geschlecht im Mannesstamme ausstarb, traten die
Herren, später Grafen von Eltz und die Familie von Metternich auf. Dem
Wappenbild der Grafen von Metternich sind die drei Muscheln des heutigen
Dorfwappens entlehnt. Sie hatten im 18. Jahrhundert bis zur Besetzung der
Rheinlande 1794 durch die Truppen Napoléons das Sagen auf dem Burghof von
Naunheim.
Ortswappen von Naunheim
Im Jahr 1787 lebten in Naunheim 240 Einwohner (Gödert). Als
Hofmann (Pächter) wurde der einer alten Naunheimer Bauernfamilie entstammende Josef
Weckbecker bestellt, der gleichzeitig auch das Amt des Schultheißen bis 1794 ausübte.
Es gelang Josef Weckbecker, das Hofgut, mittlerweile
im staatlichen Besitz, teilweise zu erwerben. Im Laufe der nächsten hundert
Jahre verfiel das Anwesen zusehends. Als es Peter Wey zu Beginn der 1920 Jahre
erwarb, ließ er die maroden Bruchsteingebäude niederreißen und errichtete neue Gebäude im
typischen Vulkanstein-Baustil der Osteifel, die sich noch heute im
Familienbesitz befinden.
Die Pfarrkirche St. Alban beeindruckt durch ihre ungewöhnliche Größe (Foto: Ulrich Siewers)
Ihre ungewöhnliche Größe macht das Pfarrkirche Sankt Alban
in der Dorfmitte zu einem wahren Blickfang. Das Gotteshaus wurde 1930 als
Nachfolgerin für die alte, baufällig gewordene Sakralgebäude von 1754 erbaut, das bereits durch einen Vorgängerbau aus dem Jahr 1667 ersetzt hatte.. Und da die
Naunheimer schon damals ein frommes und besonders spendenfreudiges Völkchen
waren, wurde aus dem ehemaligen Kirchlein eine stattliche Pfarrkirche, die sich
auch von innen sehen lassen kann.
Die alte Pfarrkirche mit der mittelalterlichen Kirchhofeinfassung und dem zentralen Dorfbrunnen (Sammlung Gödert, Repro Ulrich Siewers)
Eine aufwendig gearbeitete Grabplatte aus Kylltaler Buntsandstein
erinnert an die 1480 verstorbene Lisa von Dattenberg. Dieses kulturhistorisch
bedeutsame Werk wurde beim Bau der neuen Kirche entdeckt. In die 1929 erstellte
neue Kirche wurden die drei schönen alten Barockaltäre aus der Kapelle
übernommen. Im linken Seitenaltar finden wir auch das alte Familienwappen derer
von Monreal-Dattenberg. Auch zwei barocke Reliquiare mit Skelettteilen des
Heiligen Alban sowie der schön gestaltete Kreuzweg verdienen die Aufmerksamkeit
der Besucher.
Der barocke Seitenaltar stammt noch aus der Vorgängerkirche und weist das Wappen derer von Monreal und Dattenberg auf (Foto: Ulrich Siewers)
Im Rahmen von Instandsetzungsarbeiten wurden vor einigen Jahren mehr als ein Dutzend alter Grabkreuze aus Mayener Basalt im Keller der Kirche entdeckt. Auf Initiative des engagierten Heimatforschers Josef Gödert wurden diese Kreuze weitgehend restauriert und im Umfeld der Kirche neu aufgestellt. Als beredte Zeugnisse der Geschichte Naunheimer Familien sind sie heute wertvolle Denkmäler, deren Schutz und Erhalt im öffentlichen Interesse liegen. Der Name Weckbecker taucht immer wieder mit dem Brotsymbol ("Weck") auf: Im 17. Jahrhundert für die damals zahlreichen Analphabeten ein eindeutiger Hinweis... (Foto: Ulrich Siewers)