Das Kloster am Fuß des Kondelwaldes (Foto: Ulrich Siewers PR)
Am Fuß des Kondelwaldes, eingebettet zwischen
waldreichen Hügeln und der Talaue des Alfbaches bei
Bengel liegt das Kloster Springiersbach. Seine Geschichte reicht bis in
die Zeit um 1100 zurück. Damals beschloss Beninga von Daun, eine adelige Witwe
aus der Eifel, auf den ihr als Witwengut zugefallenen Hof zu verzichten und ihn der Gottesmutter und
damit dem Trierer Erzbischof zu schenken. Dazu ließ sie ein Kloster errichten,
das als erste klösterliche Niederlassung des Augustinerordens in Deutschland in
die Geschichte einging. Bereits 1107 wurde das Kloster in den Wirren der
Kreuzzüge dem Erzbischof entzogen. Die Augustiner-Chorherren durften nun ihren
Abt frei wählen. Ihre Wahl fiel auf Beningas Sohn Richard, einen hoch gebildeten
Mann mit außergewöhnlichem Organisationstalent.
Richard von Springiersbach galt in seiner Zeit als kompetenter Berater
für alle, die selbst ein Kloster stiften wollten. In kurzer Zeit entwickelte
sich Kloster Springiersbach zu einem der bedeutendsten wissenschaftlichen und
geistigen Zentren im Mayengau. Es galt unter den mittelalterlichen als "Pflanzschule religiösen Lebens"
und wurde Mutterkloster mehrerer Konvente (u.a. Kloster Martental,
St. Thomas in
Andernach,
Stift Lonnig). Zutritt zur Gemeinschaft erhielten nur solche Adelige, die ihren
gesamten Besitzstand dem Kloster zu vermachen hatten. Dazu zählten insbesondere Ländereien,
Wälder, Dörfer und Hofschaften. Das bedeutete für das Kloster einen ungeahnten wirtschaftlichen
Aufschwung. Insbesondere der umfangreiche Besitz an Weinbergen trug
dazu bei. Heute würden wir das eine Top-Anlage nennen und das Kloster Springiersbach eine Schule für Top-Manager ...
Anfangs bestand das Kloster und seine Kapelle noch
aus schlichten Holzbauten. Im Jahre 1121 wurde der Grundstein zu einer ersten
Steinkirche gelegt. Erzbischof Albero von Trier,
ein Freund Richards, weihte die dreischiffige romanische
Basilika im
Jahre 1136. Zur Steigerung der Bedeutung des Kirchenbauwerks verbrachte man die Gebeine des hl. Abrunculus als wertvolle Reliquie von Trier nach Springiersbach.
Detail vom Reliquienaltar des hl. Abrunculus (Foto: Ulrich Siewers PR)
Im Jahre 1158 starb Richard von Springiersbach. Seine Nachfolger
mehrten zwar in den nächsten drei Jahrhunderten Größe und Ruhm des Klosters, doch
machte sich der sittliche Verfall, trotz der Interventionen Roms, immer häufiger
bemerkbar. Das Ende der Augustiner-Chorherren im Kondelwald kam 1791, als der
damalige Trierer Erzbischof und Kurfürst
Clemens Wenzeslaus von Sachsen ihr Kloster in ein weltliches Adelsstift
umwandelte.
Knapp 30 Jahre später sorgte die
französische Revolution für das Ende des Klosters. Im Rahmen der
Säkularisation wurde 1802 das jahrhundertealte deutsche
Klostersystem von Kaiser
Napoléon Bonaparte abgeschafft. Um wenigstens die fast neue Kirche vor dem
drohenden Abbruch zu retten, erhob sie der Trierer Bischof zur Pfarrkirche des
nahen Bengel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche geschlossen, da
Bengel inzwischen eine eigene Pfarrkirche erhalten hatte.
Die Klosterkirche im Sommer 2010 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bis zur Gründung eines kleinen Konvents des Karmeliterordens im
Jahre 1922 blieb die Springiersbacher Klosterkirche ungenutzt und war dem Verfall preisgegeben.
Im März 1940 wie auch schon im September 1897fielen Kirche und Kloster einem Brand zum
Opfer.
Dennoch wurde die Kirche, ein bemerkenswertes Kleinod spätbarocker Baukunst, bereits im Nachkriegsjahr 1946 in alter
Schönheit wiederhergestellt.
Von 1961 bis 2000 beherbergte Springiersbach das
Noviziat der Oberdeutschen Ordensprovinz der Karmeliten, eine
Ausbildungsstätte für den Ordensnachwuchs. Heute bietet die Klostergemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung
in der Region Trier im modern ausgestatteten Exerzitienhaus Kurse an.
Im Klosterladen gleich neben der Pforte gibt es u.a. Bücher, hübsche Geschenkideen und religiöse Kunst zu kaufen.
Chorraum mit geschnitztem Chorgestühl aus dem 18. Jahrhundert (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Klosterkirche beeindruckt auch heute durch ihr
Inneres an Pracht und Ausstattung, insbesondere durch die in den Farben und
Formen des Rokoko kunstvoll gestalteten Deckenfresken. Ein sehr gut erhaltenes.
geschnitztes Chorgestühl aus dem 18. Jahrhundert verleiht dem Kirchenraum eine
besondere Atmosphäre.
Auch das gepflegte Umfeld der Klosteranlagen mit
ihren Gärten und Wiesen, auf denen edles Damwild grast, erfreuen das Auge des
Besuchers..
Wertvolle Fresken zieren die Deckengewölbe der Klosterkirche (Foto: Ulrich Siewers PR)
Eine Zeittafel zur geschichtlichen Entwicklung des Klosters finden Sie >>> hier