Überreste von 400.000 Jahre alten Meeresbewohnern eingebettet im Moselschiefer (Foto: Ulrich Siewers)
Vor rund 400 Millionen Jahren lag die
Osteifelregion in einem urzeitlichen Meer, das von zahlreichen Flüssen gespeist
wurde. Im warmen, sauerstoffreichen Brackwasser vor deren Einmündungen
entwickelte sich im Laufe des so genannten Unterdevons eine artenreiche Flora
und Fauna. Zwischen Korallen und Seelilien tummelten sich krebsartige
Trilobiten und Pfeilschwänze, jagten Stachelhaie auf Kopffüsser (eine Art
Tintenfisch), lauerten räuberische Panzerfische auf Beute. Und zu Fressen gab
es reichlich.
Mit größter Akribie legt Claus Friis die Fossilien im Schiefer frei (Foto: Ulrich Siewers)
Doch ab und zu konnte es passieren, dass dieser
Kosmos durch Naturereignisse gestört wurde. Von irgendwelchen Höhen, die es
auch unter dem Meerspiegel gab, ergossen sich Schlammlawinen und begruben plötzlich
und unvorhersehbar die ganze Lebensvielfalt unter sich. Was für die betroffenen
Lebewesen eine Katastrophe war, geriet in unserer Zeit zu einem Glücksfall für
den Kottenheimer Sammler Claus Friis. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren
mit den im Schlamm der Urzeit außerordentlich vollständig und gut erhalten
gebliebenen Resten von Lebewesen, den Fossilien. Im so genannten Moselschiefer
wird er immer wieder fündig. Unzählige Zeugnisse früheren Lebens hat er
sorgfältig aus diesen Schiefern präpariert. In seinem Fossilienstudio in
Kottenheim zeigt er gerne den kleinen und großen Besuchern die Erfolge seiner
Arbeit.
Die Sammlung fossiler Abdrücke von Pflanzen wird durch zahlreiche Knochenfunde aus der jüngsten Vulkangeschichte der Osteifel eindrucksvoll ergänzt (Foto: Ulrich Siewers)
Doch nicht nur die Fossilien aus dem
unterdevonischen Moselschiefer oder die Versteinerungen aus dem Erdzeitalter
Ordovizium von der schwedischen Insel Öland haben es Claus Friis angetan. Seit einigen
Jahren beschäftigt er sich mit den fossil erhaltenen Resten von Pflanzen und
Tieren in vulkanischen Aschen verschiedener Vulkane im Laacher See-Gebiet und
im Neuwieder Becken. Zusammen mit dem Biologen Dr. Georg Waldmann, einem
anerkannten Spezialisten auf dem Gebiet der Makrofossilien in vulkanischen
Ablagerungen wurden die in der Sammlung Friis vorhandenen pflanzlichen und
tierischen Fossilien bestimmt.
Reste längst ausgestorbener Tierarten und Waffen der Steinzeitjäger (Foto: Ulrich Siewers)
Darunter befinden sich neben beindruckenden Resten
von längst ausgestorbenen Mammuts, Waldelefanten, Wollnashörnern und
Riesenhirschen auch Fundstücke, die beweisen, dass es in Kottenheim vor 250.000
bis 200.000 Jahren (Quartär) auch Murmeltiere gegeben hat.
Nicht weniger interessant sind die zahlreichen Abdrücke von
Pflanzen, die Friis unter den vulkanischen Aschen des vor rund 13.000 Jahren
ausgebrochenen Laacher See-Vulkans gefunden hat. Sie beweisen, dass die Osteifel in der
späteiszeitlichen Allerödzeit eine ausgedehnte, steppenähnliche Landschaft war. Nur an Flüssen und Bächen gab es eine Baum- oder Strauchvegetation, die aus Pappeln, Birken und
Weidenbäumen bestand. Auf den teils feuchten Wiesen wuchsen Schaumkraut,
Mädesüß, Sauerampfer und Hahnenfuß. In dieser Landschaft lebten damals Steppenbison,
Elche, Rothirsche, Antilopen, Wildpferde, Wildschweine und Murmeltiere. Auch die Bernsteinfledermaus
oder die Schermaus („Wasserratte“) waren in der Osteifel zuhause. Das Klima in
der eiszeitlichen Allerödzeit vor 13.000 Jahren lässt sich durchaus mit unserem
heutigen vergleichen.
Als der Laacher See-Vulkan ausbrach, wurde die Flora
schlagartig vernichtet. 600 Grad heiße Glutlawinen ließen die Wälder, Bäche und
Seen regelrecht „verdampfen“. Lediglich die großen Säugetiere haben vermutlich die
herannahende Katastrophe „gefühlt“ und konnten sich rechtzeitig in Sicherheit
bringen. Ihnen dürften sich die Steinzeitjäger angeschlossen haben. Dabei
ließen sie Jagdwaffen und Werkzeuge an ihren Lagerplätzen zurück, die wir heute
ebenfalls in der Sammlung Friis wiederfinden. Knochereste ihrer Jagdbeute wurde
ebenfalls entdeckt. Menschliche Überreste in Form von Skeletten wurden übrigens
nicht gefunden.
Einige Tiere besiedelten schon bald nach dem
Vulkanausbruch die trostlose Öde der zerstörten Landschaften. Sie hinterließen Spuren
in Form von Abdrücken im feinen Vulkansand. Es gibt fossile Trittsiegel von
Hirschen und Birkhühnern, aber auch von Braunbären. Claus Friis hat sie
gefunden und sorgfältig präpariert, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.
Claus Friis ist aktives Mitglied der
Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft. Seine Publikationen über Fossilien in
Fachzeitschriften finden unter Paläontologen weltweit Beachtung und
Anerkennung. Erst vor kurzem bekam seine einzigartige Sammlung in Kottenheim Besuch
aus Australien.
Wer mehr über seine spannenden Nachforschungen
erfahren möchte, besucht Claus Friis in seinem „Fossil Studio“ in Kottenheim.
Außerdem erschien im Juli 2014 sein reich bebildertes Buch „Fossilien der
vulkanischen Osteifel“, das wir den Besuchern von Osteifel-aktiv gerne
empfehlen:
Claus Friis Fossilien der vulkanischen Osteifel Deutsche
Vulkanologische Gesellschaft e.V. 112 Seiten Görres Verlag Neuwied 2014 ISBN
978-3-86972-031-9
Interessierte Besucher sind stets willkommen! Der Besuch ist
kostenlos. Sie sollten sich jedoch vorher telefonisch anmelden: 02651 46 19
„Fossil Studio Kottenheim“
In den Wiesen 20
56736 Kottenheim