Das Hochkreuz bei Thür - im Mittelalter eine Hinrichtungsstätte (Foto: Ulrich Siewers PR)
An der Straße von Thür nach Mendig steht auf der
Höhe eines alten Lavastroms ein auffallend hohes, nach vorne offenes Gebäude mit Fachwerkgiebel,
in dem man drei auffällig große Holzkreuze mit Blick nach Osten aufgestellt
hat. Am mittleren Kreuz ist eine hölzerne Jesusfigur befestigt; die beiden anderen
sind blank. Man nennt diesen Ort das Thürer Hochkreuz.(auch > Mendiger Hochkreuz)
Die Besonderheit dieses Ortes liegt auf den
ersten Blick kaum erkennbar im unmittelbaren Umfeld der Kreuzgruppe. Gemeint
sind die in alten Sagen und Legenden immer wieder genannten „Urteilssteine“.
Die eher unscheinbaren dunklen Basaltblöcke markieren die Stelle, die einst
Schauplatz des Mendiger Hochgerichts war.
Die Hoch-, auch Hals- oder Blutgerichtsbarkeit ging
ursprünglich vom König als der Quelle allen Rechtes aus, wurde aber im hohen
Mittelalter an Grafen und Vögte verliehen. Deshalb dürfen wir annehmen, dass in
der Pellenz der Pfalzgraf als höchster Richter das Amt ausübte.
Der Sitz des Hochgerichts war das "Pellenz-Haus" neben der Fraukirch.
Das Hochgericht, auch Hals- oder Blutgericht, war
in jener Zeit für alle Straffälle zuständig, die "an den Hals oder an das
Blut, also an das Leben der Menschen" gingen. Dazu gehörten neben Mord und
Totschlag auch schwerer Diebstahl, Notzucht (Vergewaltigung), homosexueller
Geschlechtsverkehr, Kindesmord, Hexerei oder Zauberei und Brandstiftung.
Die Hinrichtungsformen bei einem Todesurteil
unterschieden sich jeweils nach dem Verbrechen (zum Beispiel für
Kindesmörderinnen das Ertränken, für Notzucht der Feuertod oder für Mord das
Rädern) sowie nach der Person des Verbrechers. Die Hinrichtung durch Enthaupten
war beispielsweise lange Zeit eine „privilegierte“ Hinrichtungsmethode für
Adelige. Die Vierteilung, also das Zerreißen eines Delinquenten in mehrere
Teile war eigentlich nur bei versuchtem oder vollbrachtem Königsmord üblich.
Diese Form der Hinrichtung soll auch an der
Richtstätte bei Thür stattgefunden haben. Laut der Genovefa-Sage wurde der
untreue Golo auf Geheiß des Pfalzgrafen mit Hilfe von vier Zugochsen vom Leben
zum Tode befördert.
Der Hochaltar in der nahe gelegenen Wallfahrtskirche in Fraukirch erzählt die gesamte Legende in bunten, eindrucksvoll gestalteten Szenen. Dazu gehört auch die etwas makabere detaillierte Darstellung der Hinrichtung durch Vierteilung.
Der untreue Golo wird geviertelt - Darstellung im Hochaltar der Wallfahrtskirche Fraukirch (Foto: Ulrich Siewers PR)
Makabres Detail der Darstellung (Foto: Ulrich Siewers PR)
Lehmann-Brauns, Elke Himmel, Hölle, Pest und Wölfe Basaltlava-Kreuze der Eifel 3. Auflage Köln: Bachem 1996