Das Wallfahrtszentrum Maria Martental im Sommer 2010 (Foto: Ulrich Siewers PR)
In einem stillen Tal südwestlich von Kaisersesch
liegt der Wallfahrtsort Maria Martental. Seine
Geschichte
reicht vermutlich bis in die früheste Zeit des
Christentums zurück. Zahlreiche Legenden ranken sich um den Ursprung des
Gnadenortes. Eine, die gut in das Legendengeflecht des Moseltales passt,
berichtet vom gewaltsamen Tod christlicher Soldaten an diesem Ort, die
der Thebäischen Legion
angehört haben sollen. Der Name Martental soll sich daher vom "Tal der Martyrer"
herleiten.
Geschichtlich erwiesen ist die Gründung eines
Klosters durch das Augustiner-chorherrenstift Springiersbach. Ein
historisches Schriftstück berichtet über die Schenkung eines Weinberges an die
Chorherren von Martyldal durch den Trierer Erzbischof Arnold I. im Jahre
1141. Auch der
römisch-deutsche König
Konrad III. bzw. Papst
Eugen III.
bestätigten zu einem späteren Zeitpunkt dem Kloster Springiersbach seinen Besitz
im valle martirum. 1211 stiftete der Trierer Erzbischof
Johann I. eine ewige Lampe für den Hochaltar. Zu diesem Zeitpunkt befand
sich das Männerkloster bereits in Auflösung. Seit 1212 sind nur noch
Augustinerinnen in
Martental nachgewiesen.
Ende des 15. Jahrhunderts schuf ein unbekannter Künstler
das Gnadenbild der
Schmerzensmutter (Pietà) aus Holz, das von da an Ziel zahlreicher
Wallfahrten wurde. Mehrfach musste ihr lädiertes Äußeres repariert werden, aber sie hat alle Stürme und Wirren der Geschichte überstanden.
Das Gnadenbild der Schmerzensmutter (Foto: Ulrich Siewers PR)
Anfang des 16. Jahrhunderts war das einst wohlhabende
Nonnenkloster ziemlich abgewirtschaftet. Im Jahre 1515 bestand es nur noch aus
zwei Chorfrauen. Aus diesem Grunde wurde das Stift 1523 von Papst
Clemens VII. aufgehoben. Um den übrig gebliebenen Besitz stritten sich
anschließend der Erzbischof von Trier und der Abt von Springiersbach. Der Fall
ging bis nach Rom. Springiersbach gewann ihn (1541) unter der Bedingung, eine
Propstei
einzurichten und fortan mehrere Wochenmessen in Martental zu lesen.
Die Kriege und Schreckensszenarien des
17. Jahrhunderts
dürften an der Propstei nicht spurlos vorübergegangen sein. Das noch immer
existierende Gnadenbild und die Kapelle waren mit Sicherheit ein Grund, warum ab
1720 Einsiedler in Martental lebten. 1737 entschied man sich für den Neubau
einer Wallfahrtskirche, die von den Einsiedlern betreut wurde. In der Fastenzeit
gab es an jedem Freitag einen festlichen Gottesdienst. Die Messfeiern
zelebrierte der Pastor von Masburg und das Predigen übernahm ein Kapuzinerpater
aus Cochem. Jahrelang zog eine
Sakramentsprozession am Ostermontag von Masburg nach Martental. Dazu
gesellten sich Gläubige aus Müllenbach und Leienkaul und viele andere Pilger von
nah und fern.
Unterhalb des berühmten Wasserfalls am Endertbach, im Volksmund "Rausch" genannt, stehen heute noch die Mauerreste der Martentaler Mühle (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Folgen der französischen Revolution erreichten
am Ende des 18. Jahrhunderts auch das stille Martental. Der Kirchenbesitz war
infolge der Säkularisation meistbietend veräußert worden und die Prozessionen
nach Martental blieben aus. Nach dem Tod des letzten Eremiten im Jahre 1808
blieb der Ort verwaist. 1817 stürzte die Kapelle ein. Irgendwann in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb der "Rauschenmüller" die ehemalige
Klostermühle sowie die Reste der Klosterkirche mit dem zugehörigen Gelände. Eine
spannende Geschichte erzählt, warum er damit nicht glücklich wurde >>>
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Mauerreste der Martentaler Mühle (Foto: Ulrich Siewers PR)
Nach Jahren des Verfalls und der Agonie übernahm im
Jahre
1927 die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Priester den
alten Klosterhof oberhalb von Martental. Sie konnte auch die Ruine der alten Gnadenkapelle erwerben und 1934 unter der
aktiven Teilnahme der Bevölkerung die neue Wallfahrtskirche erbauen.
Die Ruine in den 1930-er Jahren (Repro: Ulrich Siewers PR)
Zur
Einweihung kamen rund 30 000 Pilger aus der Diözese Trier nach Martental, was
den Nationalsozialisten überhaupt nicht gefiel. 1941 wurde das Kloster durch die
Geheime Staatspolizei (Gestapo)
beschlagnahmt und später offiziell durch die Regierung enteignet und in einen
"Landdienstlehrhof der Hitlerjugend" umgewandelt >>> mehr
Das Wallfahrtszentrum im Sommer 2010 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Das Kloster oberhalb des Wallfahrtszentrums im Sommer 2010 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Nach Ende des 2. Weltkrieges gelangte der
Klosterbesitz nach langen Verhandlungen wieder in die Hände der
Herz-Jesu-Priester. Damit lebten auch die großen Wallfahrten wieder wieder auf.
Aus diesem Grunde wurde 1968
ein Pilgerheim errichtet und 1973 die Kirche zu ihrer heutigen Form erweitert.
Zum Kloster oben auf der Höhe gehört seit 1985 der "Jugendhof" als
Jugendgästehaus >>> mehr