Weiberner Tuff besticht durch seine Feinkörnigkeit und typische Färbung (Foto: Ulrich Siewers PR)
Tuffstein besteht aus vulkanischer Asche, die sichLauf der Jahrtausende verfestigte. Die Wissenschaftler sprechen von einem pyroklastischen Gestein, das zu mehr als 75% aus vulkanischer Asche besteht. Die Tuffe der Osteifel nennt man Leuzittuffe. Sie werden deshalb so genannt, weil Leuzite (Gestein aus Kali-Tonerde-Silikat) die am häufigsten vorkommende Einsprengung (Gesteinsfragment) darstellt. Der Weiberner Tuffstein stammt aus den Vulkanen des Riedener Beckens, die vor ca. 600.000 Jahren ausbrachen.
Die Natur erobert langsam wieder diesen Tuffsteinbruch bei Weibern (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bereits die Römer und Kelten nutzten die Eigenschaften des Gesteins und fertigten aus ihm Futtertröge und Türeinfassungen. In der Romanischen Architektur, aber auch später in der Gotik verwendeten die Baumeister Weiberner Tuff zum Bau zahlreicher berühmter Kirchen, u.a. der Abteikirche Maria Laach, des Kölner Domes und der Heilig-Kreuzbasilika in Aachen. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Fassaden zahlreicher Repräsentationsbauten wie Banken und Verwaltungsgebäude von Bonn über Hamburg bis Berlin aus Weiberner Tuff errichtet.
Die Gewinnung von Tuffstein erfolgt im Tagebau. Früher ging man „gegen den Berg“ vor. Nachdem der Mutterboden und loses Gestein über der Abbaufläche entfernt worden war, fing man mit dem Lösen des Gesteins von oben nach unten an. Dazu hämmerte oder bohrte man (wie zur Zeit der Römer) Keiltaschen in das Gestein und trieb solange Keile ein, bis sich ein Block löste und abbrach und abstürzte. Anschließend löste man den tiefer stehenden Block auf gleiche Weise. Die bei dieser Abbaumethode anfallenden Schuttmassen verhinderten mit der Zeit die weitere Abbaumöglichkeit. So wurden die riesigen Wände oft nur bis zur halben Höhe abgebaut.
Später bauten die Steinbrecher deshalb bevorzugt „zum Berg“. Dazu wurden Eisenkeile in die vorgesehene Abbaufläche wie in einem riesigen Schacht senkrecht inden Berg getrieben. Man löste also auf der ganzen Oberfläche Block neben Block(Schicht) ab. Danach folgte erst die zweite Schicht usw., bis man zur Sohle kam.
Deutlich sichtbar sind die Spuren der modernen Schrämmmaschinen auf der Sohle des Steinbruchs und die Bohrlöcher an der Wand (Foto: Ulrich Siewers PR)
Um die Steinblöcke möglichst als Ganzes zu gewinnen, arbeitete man früher mit dem „Zweispitz“ in Handarbeit („Schrammen“ oder „Schrote“) bis in die gewünschte Tiefe. Soweit möglich folgte man dabei den natürlichen Spalten im Gestein. In den wenigen Betrieben, die es heute noch gibt, ist diese zeit- und kraftraubende Handarbeit längst durch moderne Schrämmaschinen abgelöst worden. Mit ihrer Hilfe werden die Blöcke herausgesägt und mittels Bohrlöchern und Luftkissen "abgekeilt" >>> mehr
Zuvor trieb der Steinhauer von der Seite aus eine Anzahl Keile mit dem „Haupickel“ ein. Nach mehrmaligem gleichmäßigem Anziehen der Keile hob sich anschließend der Stein exakt ab. Es gehört nämlich zu den besonderen Eigenschaften des Tuffsteins, sich sauber abzusetzen, d. h. sich in ebene Flächen zu spalten.
Die abgespaltenen Blöcke, oft bis zu 8 Kubikmeter groß und mit einem Gewicht bis zu 16 Tonnen, hob man mit Göpelwerken und später mit einem Motor- oder einem elektrischen Kran nach oben aus dem Steinbruch heraus. Man brach die Steine nach Möglichkeit gleich auf Maß, um möglichst Abfall zu vermeiden.
Ein alter Kran am Ortseingang von Weibern erinnert an die einst "steinreichen Zeiten" des Ortes (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bis zum Bau der Brohltalbahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die groben Blöcke mit schweren Wagen und meist vier Pferden entweder nach Niedermendig oder Brohl verbracht, um dort weiter zu Maßsteinen verarbeitet zu werden. Diese gelangten dann mit dem Schiff und später mit der Bahn zu den Empfängern. Das kostete sehr viel Zeit und Fuhrlohn, zumal der Rohblock schwerer wog als das fertige Werkstück. Der Bau der Schmalspurbahn von Brohl über Weibern nach Kempenich vor über 100 Jahren bedeutete deshalb für manchen „Schürjer“, wie man die Fuhrleute und Verladearbeiter nannte, das "Aus". Den Steinmetzbetrieben in Weibern brachte sie hingegen vorübergehend großen Reichtum >>> mehr
Bis ins 21. Jahrhundert sollte die „große Zeit“ der Steinmetzbetriebe in Weibern dauern. Sie fertigten Maßwerkfenster, Fenstereinfassungen und ganze Hausfassaden, die der Kunde praktisch „per Katalog“ bestellen konnte. Ein Zeugnis ihrer Kunst ist das „WeibernerSchaufenster“ am östlichen Ortsende. Kurz nach dessen Fertigstellung schloss der letzte ortsansässige Steinhauerbetrieb seine Tore. Zu hohe Fertigungskosten und mangelnde Nachfrage hatten das Unternehmen unrentabel gemacht.
Das "Weiberner Schaufenster" zeigt die gesamte Palette des Steinmetzhandwerkes und seiner Techniken in der Bearbeitung des Weiberner Tuffsteins (Foto: Ulrich Siewers PR)
Heute wird der Weiberner Tuff weitgehend maschinell abgebaut, vor Ort zerkleinert und als natürliches Substrat zur Dachbegrünung verwendet.
Tuffsteinabbau in Weibern heute (Foto: Ulrich Siewers PR)
Um die Tradition und das Wissen über die alte Kunst der Tuffsteinbearbeitung aufrechtzuerhalten gründeten einige engagierte Mitbürger im Jahr 1994 den "Steinhauerverein Weibern 1994 e.V."
In der Steinmetzwerkstatt des 1994 gegründeten "Steinhauervereins" führt Willi Klapperich seinen Gästen die hohe Kunst der manuellen Steinbearbeitung vor (Foto: Ulrich Siewers PR)
Maßwerkfenster gehörten lange Zeit zu den wichtigsten Auftragsarbeiten der Weiberner Steinmetze. Die Kunst, so ein Fenster heute herzustellen, ist fast unbezahlbar. Nur wenige Steinhauer aus Weibern beherrschen das traditionelle Handwerk auch heute noch.
Ein Privatauftrag für die Anfertigung dieses Maßwerkfensters ermöglicht den Besuchern des Tuffsteinfestes 2012 diesen seltenen Anblick (Foto: Ulrich Siewers)
Das nächste Tuffsteinfest auf der "Museumsinsel" in Weibern findet am Sonntag, dem 1. Juni 2014 statt >>> mehr
Öffnungszeiten: Mai - Oktober: Mo - Fr 08.30 - 17.00 h Sa - So 10.00 - 13.00 h
Die Tourist-Information Brohltal hat am Rathaus in Niederzissen ein Außen-Infoterminal für Gäste und Einheimische eingerichtet,das jederzeit kostenlos über das touristische Angebot im Brohltal informiert >>> hier