Blick vom Ostrand des früheren Riedener Vulkans (Fernmeldeturm auf dem Gänsehals) in das frühere Kraterinnere des Riedener Vulkans (im Vordergrund der Schorenberg) (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der 360°-Panoramablick von der Besucherplattform des Fernmeldeturms auf dem Gänsehals bei Bell gehört zu den beeindruckendsten Aussichtserlebnissen der gesamten Eifel. Er schweift hinüber zu den Höhenzügen des Westerwaldes und des Siebengebirges jenseits der Rheins im Osten und eröffnet dem Betrachter ungeahnte Einblicke in den gewaltigen Einbruchskrater des Laacher Sees. Nicht minder beeindruckend ist die Kulisse der Hohen Eifel mit der Hohen Acht am westlichen Horizont, der mit 757 m höchsten Erhebung der Eifel. Beim Anblick der üppigen Mischwälder rund um das Örtchen Rieden unten im Tal und der sonnenbeschienenen Heidehöhen ringsum mag ihm kaum in den Sinn kommen, dass er hoch über den Zeugnissen gewalttätiger Naturereignisse den Tag genießt.
So ähnlich wie hier am Krater des Mount St. Helens sah es möglicherweise nach dem Ende der Ausbruchstätigkeit auch rund um Rieden aus (Foto: WIKIMEDIA)
Vor gut 450 000 Jahren spuckte die Erde an dieser Stelle riesige Mengen feuriger Lava und schleuderte gigantische Wolken glutheißer Asche aus den Tiefen der Hölle nach allen Seiten. Anhand der Auswurfmassen stellten die Geologen später fest, dass sich dieses Katastrophenszenario in drei Akten vollzog. Der erste hatte seinen Schwerpunkt im Bereich des Riedener Kessels zwischen den heutigen Orten Kempenich, Engeln, Rieden und Bell. Dabei wurden überwiegend Tuffe und Laven gefördert, die eine basaltische und phonolithische Zusammensetzung hatten. Der zweite Akt dauerte am längsten und bescherte der Gegend zahlreiche Basaltvulkane,Schlackenkegel, Tuffdecken und kilometerlange Lavaströme. Im letzten Akt wurden ausschließlich Tuffe gefördert, die sich als Lapillituffe oder feinkörniger Trass vor allem im Osten des Vulkangebiets absetzten. Auch wenn am Ende des Hauptaktes die entleerte Magmakammer einbrach und einen tiefen Krater (Caldera) hinterließ, war das Drama der Osteifel noch nicht beendet. Das furiose Finale begann vor knapp 12.900 Jahren mit dem gewaltigen Ausbruch des Laacher-See-Vulkans mit einem bis heute offenen Ausgang. Eines steht aber längst fest: Gegenüber den ungeheuren Mengen der während des Höllenspektakels von den Vulkanen der Osteifel geförderten Basaltlaven, Bims- und Aschentuffen erscheinen die Szenarien der übrigen westlich gelegenen Vulkaneifel eher bescheiden.
Der nördliche Rand des Riedener Kessels Richtung Weibern und Kempenich (Foto: Ulrich Siewers PR)
Über Generationen bescherten die erkalteten Vulkangesteinen
den Menschen in Rieden und der ganzen Umgebung Arbeit und Brot. Insbesondere der
Abbau der zu Tuffstein verfestigten Massen der vulkanischen Aschen war einer der
Gründe, warum ein Dorf wie Weibern "steinreich" wurde. Aus dem einzigartig
schönen Weiberner Tuff entstanden Einfassungen von Kirchenfenstern, Fenstersimse
zahlreicher Prunkbauten, kunstvolle Steinfiguren (z. B. am Kölner Dom) und
wesentliche Bestandteile der Abteikirche Maria Laach. Seine enorme
Feuerfestigkeit und geringe Wärmeleitung machten den bei Bell geförderten Tuff
zur Existenzgrundlage eines blühenden Backofenbauergewerbes.
Benannt wurde der mächtige Vulkankomplex nach den
Steinmetzdorf Rieden. Dem Besucher fällt sofort ins Auge, dass heimischer
Tuffstein zum bedeutendsten Wirtschaftsfaktor des Dorfes gehört, denn eine
Vielzahl der Häuser im alten Dorfkern wurden mit dem Naturstein erbaut. Daneben
wurde in den Riedener Steinbrüchen auch Basalt abgebaut. Aufgrund der
einzigartigen Zusammensetzung erhielt der körnige Basalt (Leucit) aus dem Schorenberg
sogar einen eigenen Namen: Schorenbergit.
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