Im Lauf von 13.000 Jahren hat sich der Bach bis auf das devonische Untergestein durch die vulkanischen Aschenablagerungen sein Bett geschnitten (Foto: Ulrich Siewers PR)
Der Autofahrer, der auf der viel befahrenen Landstraße vom Brohltal hinauf in Richtung Maria Laach unterwegs ist, nimmt das Naturerlebnis nur wenige Meter unterhalb seines Weges kaum wahr. Dabei gehört das tief eingeschnittene Tal, die Wolfsschlucht, zu den interessantesten Besonderheiten im Vulkanpark Brohltal / Laacher See.
Kurz hinter Wassenach, gespeist u.a. von Mineralquellen,entspringt der Tönissteiner Bach. Zunächst passiert er idyllisch gelegene Forellenteiche, um unmittelbar dahinter mehrere Meter in die Tiefe zu stürzen und sich dann wild schlängelnd seinen Weg bis zum Brohlbach durch vulkanische Aschen zu suchen.
Über den Wasserfall stürzt der Tönissteiner Bach über sechs Meter in die Tiefe (Foto: Ulrich Siewers PR)
Ein schmaler Pfad führt den Wanderer entlang dieses Bächleins mitten durch ein historisches Katastrophengebiet.
Vor etwa 13.000 Jahren hatte der Laacher Vulkan ein hochexplosives Stadium erreicht. Heiße Glutwolken und Ascheströme (Lahare) ergossen sich in mehreren Schüben nach allen Seiten aus dem Vulkan. Ein solcher Strom, bestehend aus über 360° C heißen, unverfestigten Aschen, angereichert mit Unmengen an Regenwasser, bedingt durch starke Gewitter, die die Eruptionen auslösten, ergoß sich lawinenartig mit annähernd Schallgeschwindigkeit in nordöstölicher Richtung in das Tal des Brohlbaches, füllte es bis zu einer Höhe von 60 m mit seinen Schlammmassen und folgte ihm bis zu seiner Mündung in den Rhein, alles Leben unter sich verdampfend und verbrennend >>> mehr
In den folgenden Jahrtausenden suchte sich der Bach ein neues Bett und hat die mächtigen vulkanischen Schlammmassen, die wir heute als Trass bezeichnen, bis hinunter auf das devonische feste Gestein durchschnitten.
Ähnlich wie im amerikanischen Grand Canyon hat der Tönissteiner Bach durch natürliche Erosion im Lauf der Jahrtausende eine bizarre Landschaft geschaffen (Bild: Ulrich Siewers PR)
Aus Gründen, die bis heute nicht genau geklärt sind, nennt man das dadurch entstandene canyonartige Tal "Wolfsschlucht".
(Der sehr abenteuerlich klingende Name hat vermutlich weniger etwas mit dem Wolf zu tun, sondern mit dem romantischen Urbild der gleichnamigen Schlucht in Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz")
Bergstürze und umgestürzte Baumriesen sind die Folgen einer anhaltenden, natürlichen Erosion (Bild: Ulrich Siewers PR)
Durch die stetige Erosionsleistung formte unermüdliche Wasser des Baches bis heute seinen spektakulären Verlauf ab dem Wasserfall im Wechsel von engen Schluchten und breiteren Flußauen. Immer wieder kommt es nach starken Niederschlägen durch die Erosion zu Bergrutschen, die meterdicke Bäume umstürzen lassen und für zeitweise Sperrungen des Weges führen. Eine üppige, urwaldähnliche Flora ist die Folge. Orangerote Stellen im Bachbett mit aufsteigenden Gasbläschen (CO2) zeigen, dass hier stark eisenhaltigesMineralwasser aus noch immer vulkanisch aktiven Tiefen austritt.
Mineralquelle im Bachbett des Tönissteiner Bachs (Foto: Ulrich Siewers PR)
Diese vielfältigen natürlichen Phänomene sind entlang der knapp 600 Meter langen Stecke durch die Wolfsschlucht sehr anschaulich zu beobachten. Informationstafeln am Wegrand sorgen zusätzlich für ein besseres Verständnis.
Auf dem GEO-Wanderpfad "U" wandert man durch ein Stück Erdgeschichte zum "Begreifen" (Bild: Ulrich Siewers PR)
Ein gut ausgeschilderter Traumpfad erschließt das gesamte Tal des Tönnissteiner Bachs und die Wolfsschlucht. Ein beliebter Ausgangspunkt ist das Ausflugslokal "Jägerheim" im Brohltal. Hinter der Seniorenresidenz "Bad Tönisstein" führt der Wanderweg mäßig steigend talaufwärts. Kurze Zeit später tauchen im dichten Schluchtwald Mauerreste auf >>> mehr
Die verfallenen Mauern des ehemaligen Karmeliterinnenklosters Tönisstein (Bild: Ulrich Siewers PR)
Die verfallenen Gemäuer am Wegesrand sind der traurige Rest des ehemaligen Karmeliterklosters in Bad Tönisstein, das 1465gegründet wurde. 1802 wurde es infolge der Säkularisation aufgelöst und verfiel zur Ruine. Ein wundertätiges Marienbild aus diesem Kloster befindet sich seitdem in der katholischen Pfarrkirche St. Lubentius in Kell.
Das untere Brohltal und die Wolfsschlucht sind mit dem Pkw gut zu erreichen: Von der Autobahn A 61 ( Anschlussstelle Niederzissen/Brohl-Lützing) kommend geht es Richtung Brohl-Lützing auf der Bundesstraße B 412. Nach etwa einem Kilometer hinter Burgbrohl erreicht man den Abzweig nach Maria Laach. Parkplätze gibt es am Café-Restaurant "Jägerheim" oder nach 100 Metern in Richtung Maria Laach in Bad Tönisstein.
Wer mehr Zeit mitbringt, kommt per Bahn, genauer gesagt mit dem "Vulkan-Express". Seit über hundert Jahren befördert die Brohltalbahn Güter und Fahrgäste von Brohl-Bahnhof nach Bad Tönisstein. Vom Haltepunkt sind die Wege bestens ausgeschildert.
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