Die Wingertsbergwand offenbart die ganze Dramatik des Ausbruchs des Laacher-See-Vulkans vor rund 12.900 Jahren (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die ständige Nachfrage der Bauwirtschaft nach hochwertigen Steinprodukten vulkanischen Ursprungs hat dafür gesorgt, dass der Mensch seit Jahrhunderten überall in der Pellenz nach diesen Schätzen gebuddelt hat. Seit Jahrzehnten verschwinden komplette Berge in den gierigen Schaufelrachen der Bagger. Dabei dauerte das feurige Inferno, dem die vulkanischen Schätze zu verdanken sind, gerade mal ganze zehn Tage, als vor rund 12.900 Jahren der Laacher See-Vulkan ausbrach und weite Teile der Landschaft um ihn herum meterhoch mit Lava und Bimssand wie ein Leichentuch bedeckte und alles Leben darunter erstickte..
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Die Wingertsbergwand - im Hintergrund - konnte gerade noch rechtzeitig vor den hungrigen Baggerschaufeln der Baustoffindustie gerettet werden (Foto: Ulrich Siewers PR)
Nördlich des Osteifelstädtchens Mendig, in unmittelbarer Nähe der Autobahn A61, erhebt sich die grau-gelblich gefärbte bis zu 50 Meter hohe Wingertsbergwand, die in den letzten Jahren zu einem „Mekka“ für Vulkanologen und Geotouristen wurde. Dies war nur dadurch möglich geworden, weil der Gesetzgeber einem Steinbruchunternehmen die weitere Suche nach dem begehrten Mendiger Basalt in diesem Bereich untersagte und die Abbaukante unter Bodendenkmalsschutz stellte.
Oft Tonnen schwere Vulkanbomben (Basalt) dokumentieren die Gewalt des Ausbruchs (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Wingertsbergwand ist praktisch ein Tagebuch des letzten Ausbruchs des Laacher-See-Vulkans-Komplexes. Was der riesige Aufschluss an der Wingertsbergwand erzählen kann, erfährt man am besten vor Ort. Wie in einem Bilderbuch stellt sich in den unterschiedlichen Ascheschichten die exakte Geschichte jener dramatischen 10 Tage vor ungefähr 12.000 Jahren dar. Anhand der Vegetationsfunde unter den Tuff- und Bimsablagerungen konnten Wissenschaftler rekonstruieren, wie die Osteifel vor der Katastrophe ausgesehen hat. Damals wuchsen Eichen, Linden, Kiefern, Weiden und Haselnusssträucher in der Osteifel.. Das Klima war feuchtkühl, ähnlich dem im heutigen Mittelschweden. Es dauerte offensichtlich nur wenige Sekunden, in denen das ursprünglich idyllische Landschaftsbild durch eine verheerende Druckwelle zerstört wurde.
Die Archäologen haben seltsamerweise nur verlassene Lager der damals in der Osteifel lebenden Eiszeitjäger gefunden. Knochenfunde verschütteter Menschen gibt es nicht. Es darf angenommen werden, dass die in der Osteifel lebenden Menschen aufgrund natürlicher Veränderungen in Ihrem Lebensumfeld Zeit genug hatten, dem späteren Inferno zu entkommen.
Immer wieder spuckte der entfesselte Vulkan neues Material aus. Man erkennt die einzelnen Phasen genau an der Dichte und Farbe des Materials in der offenen Flanke des Wingertsberges. In der letzten Ausbruchsphase wurden aus dem unteren Teil der Magmakammer Minerale, darunter der weltbekannte Hauyn, ans Tageslicht gefördert. Nachdem sich die Erde wieder beruhigt hatte, wuchs fast 12.000 Jahre lang im wahrsten Sinne des Wortes Gras (und Wein > Wingertsberg) über der Geschichte, eben so lange, bis die Bagger kamen....
Das blau schimmernde Mineral Haüyn findet man in den Bimsablagerungen östlich des Laacher Sees (Foto: Ra'ikeWIKIMEDIA)
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Ein schönes Video (ohne Kommentare) über die Wingertsbergwand gibt es >>>hier
Der Weg zur Wingertsbergwand ist ab Mendig ausgeschildert. Er führt über eine kleine Brücke über die Autobahn A 61 und weiter auf welliger Piste bis an den westlichen Eingang des Steinbruches der Firma Michels. Man hält sich links (westlich) des Abbaugeländes und folgt dann nach rechts der Ausschilderung bis zu einem Parkplatz in der Nähe der Wingertsbergwand.