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Trasshoehle

Trasshöhle an der Orbachsmühle (Foto: Ulrich Siewers PR)

Auf der Bundesstraße von Burgbrohl nach Brohl-Lützing fallen dem aufmerksamen Reisenden seltsame Veränderungen im Landschaftsbild auf. Statt devonischem Felsgestein wie an der Westseite des Bahntunnels fallen gleich dahinter gelbgraue Formationen ins Auge, die offensichtlich nicht aus demselben Material sind. Außerdem entdeckt er im Bereich des steinernen Viadukts der Brohltalbahn seltsame, teils riesige Löcher und Höhleneingänge im Fels.


So mancher Besucher wird an dieser Stelle fragen "Was haben die Löcher für eine Bedeutung?"


Es geschah vor etwa 13.000 Jahren: Der Laacher-See Vulkan hatte ein hochexplosives Stadium erreicht. Nach gewaltigen Explosionen im Untergrund ergossen sich heiße Glutwolken und Ascheströme in mehreren Schüben nach allen Seiten aus dem Vulkan. Die Eruptionen verursachten Gewitter mit extrem starken Regenfällen. Unter der gewaltigen Hitze verwandelte sich das Regenwasser blitzschnell zu Dampf. Die glutheißen Aschen verbanden sich ihm zu einem tödlichen Schlamm- und Schuttstrom (Lahar), der alles Leben, was sich ihm in den Weg stellte, verbrannte und erstickte.

Im Jahre 1991 erlebten die Menschen der Phillipinen im Umkreis des Supervulkans Pinatubo eine ähnliche Katastrophe wie die Osteifel beim Ausbruch des Laacher See-Vulkans >>> mehr

Lahar
In den Canyons rund um den Pinatubo sind noch immer die mächtigen Laharschichten zu sehen
(Foto: Neureiter WIKIMEDIA - zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken)


Je nach Geländeneigung können Lahare durch die Schwerkraft eine Geschwindigkeit bis zu 100 km/h erreichen, über 100 km weit fließen und große Gebiete überschwemmen.


Auch an der Nordflanke des Laacher See-Vulkans raste  ein gewaltiger 400 - 600 C heißer Aschestrom mit hoher Geschwindigkeit auf einem Luftkissen durch das Tönissteiner Tal (heute "Wolfsschlucht"). Glühende Aschenpartikel in der Luft wurden durch seinen Sog wie glühende Schneeflocken mitgerissen. Der meterhohe Schlammstrom prallte zunächst auf die steilen Devonschieferhänge des Brohltals (im Bereich des heutigen Brohltalbahn-Viadukts) und füllte es bis zu einer Höhe von 60 Metern. Das glutheiße Asche-Dampf-Gemisch schwappte sogar noch einige hundert Meter talaufwärts. Der Hauptstrom raste weiter durch das Brohltal bis zum Rhein und folgte dem Strom noch einige Kilometer, bis er zum Stillstand kam. Alles Leben unter dem Aschestrom verbrannte oder wurde wie von einem Leichentuch zugedeckt.

In den folgenden Jahrtausenden fräste das Wasser des Brohlbaches sich eine tiefe canyonartige Schlucht (vergleichbar mit der heutigen Wolfsschlucht) durch die vulkanischen Ablagerungen, die auch Trass oder Duckstein bezeichnet werden.

Trasswand Wolfsschlucht

Anstehender Trass in der Wolfsschlucht (Foto: Ulrich Siewers PR)


So oder ähnlich wie in der Wolfsschlucht muss es ausgesehen haben, als im 1. Jahrhundert römische Baufachleute ins Brohltal kamen. Sie erkannten schnell, dass es sich bei den seltsamen Steilwänden beiderseits des Gewässers um das ihnen aus Italien bekannte und hoch geschätzte  Trassgestein handelte. Sie kannten auch die wirtschaftliche Bedeutung des natürlichen Bodenschatzes und ließen ihn in großen Blöcken abbrechen. Am Rheinufer bei Brohl wurden sie auf Schiffe verladen und in das gesamte römische Imperium geliefert.


Nachdem die Franken im 4. Jahrhundert die römische Vorherrschaft beendet hatten, spielten die Trassgruben im Brohltal in den darauf folgenden Jahrhunderten nur noch eine untergeordnete Rolle.


Es waren Holländer, die den wertvollen Rohstoff Trass für ihre Wasserbauten entdeckt hatten. Der Name »Trass« wird von dem holländischen »Tyras« (Kitt) abgeleitet. Weil er sich als Zuschlagsstoff hervorragend zur Herstellung von hydraulischem Zement eignet (der unter Wasser abbindet), wurde im 17.Jahrhundert der Trassabbau erneut aufgenommen. Aus diesem Grund wurden im Brohltal die ersten Trassmühlen gebaut.

Der Trassabbau, das Mahlen des Gesteins und der Transport zum Rhein waren über lange Zeit eine der wichtigsten Wirtschaftsgrundlagen des Brohltals. In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren in den Gruben des Brohltals über 300 Arbeiter beschäftigt. Ein Trassarbeiter, auch Arker genannt, verdiente um 1910 durchschnittlich zwei Mark am Tag.  


Trasshoehlen

Im Inneren einer Trasshöhle ist es staubtrocken (Bild: Ulrich Siewers PR)

Der Abbau des Trassgesteins erfolgte in Handarbeit. Die abgehauenen Steinbrocken wurden zu sogenannten "Arken" am Straßenrand aufgebaut, von wo sie die Fuhrleute aufnahmen und meist mit Ochsenkarren zur nächsten Trassmühle brachten. Dort wurden sie zu feinem Gesteinsmehl vermahlen (s. Mosenmühle). Das trockene Mahlgut wurde in den zahlreichen Höhlen bis zum Verkauf und dem späteren Abtransport zwischengelagert.

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Wende für die Trassindustrie im Brohltal. Um 1860 wurden für den Scheffel Trass (ungefähr 40 kg) etwa 60 Pfennig bezahlt. Bereits ab 1910 konnten die Trassmühlenbesitzer kaum noch die Hälfte dieses Preises erzielen. Bedingt durch den Preisverfall und die fortschreitende Erschöpfung des Rohmaterials wurde einer nach dem anderen zur Aufgabe gezwungen. Damit endete die Ära eines wichtigen Wirtschaftszweiges im Brohltal.


Einen bemerkenswerten Aufsatz über die Trassgewinnung im Brohltal von Karl Schäfer im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler von 1983 finden sie >>> hier


Jahrzehntelang dienten die Höhlen als Geräteschuppen oder Unterstände für das Weidevieh. Erst nachdem die verbliebenen Spuren 2.000jähriger Abbautätigkeit unter besonderem Schutz gestellt wurden, entwickelten sie sich zu einer der zahlreichen touristischen Attraktionen des Brohltals.

Die in Deutschland einzigartige Landschaft lässt sich am besten zu Fuss erkunden. Gut beschilderte Wanderrouten unterstützt durch illustrierte Informationstafeln geleiten Einzelwanderer, Gruppen und Familien mühelos zu den geologischen und historischen Plätzen im unteren Brohltal und der abenteuerlichen Wolfsschlucht.

Trasshoehle Eingang

Spuren des Trassabbaus an der Orbachs-Mühle - heute Cafe-Restaurant "Jägerheim"

(Fotos: Ulrich Siewers PR)


Das untere Brohltal ist mit dem Pkw gut zu erreichen: Von der Autobahn A 61 ( Anschlussstelle Niederzissen) kommend geht es Richtung Brohl-Lützing auf der Bundesstraße B 412. Nach etwa einem Kilometer hinter Burgbrohl erreicht man den Abzweig nach Maria Laach. Parkplätze gibt es am Café-Restaurant "Jägerheim" oder nach 100 Metern Richtung Maria Laach in Bad Tönisstein.

Wer mehr Zeit mitbringt, kommt per Bahn, genauer gesagt mit dem "Vulkan-Express". Seit über hundert Jahren befördert die Brohltalbahn Güter und Fahrgäste von Brohl-Bahnhof nach Bad Tönisstein. Vom Haltepunkt sind die Wege bestens ausgeschildert.


Tourist-Information Brohltal
Rathaus
D 56651 Niederzissen
fon +49 (0) 26 36 19 433
fax +49 (0) 26 36 80 146
e-mail tourist@brohltal.de


Öffnungszeiten:
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Sa - So 10.00 - 13.00 h

DieTourist-Information Brohltal hat am Rathaus in Niederzissen ein Außen-Infoterminal für Gäste und Einheimische eingerichtet, das rund um die Uhr kostenlos über das touristische Angebot im Brohltal informiert >>> mehr