Aussicht vom Leitenkopf (Brohl-Lützing) über das Vinxtbachtalauf die Eifelhöhen im Hochsommer(Foto: Ulrich Siewers PR)
Der Vinxtbach ist ein linksrheinisches Fließgewässer, das zwischen Bad Breisig und Brohl-Lützing unterhalb der Burg Rheineck in den Rhein mündet. Von seiner Quelle bei Obervinxt in gut 400 m Höhe bis zur Mündung beträgt die Länge des Baches etwa 19 Kilometer.
Die von Birken gesäumte Allee im Vinxtbachtal zwischen Königsfeld und Waldorf im Herbst 2011 (Foto: Ulrich Siewers PR)
Das Vinxtbachtal wird in seiner gesamten Länge durch eine der schönsten Straßenalleen der Eifel erschlossen. Ob Fahrradfahrer, Biker und Pkw-Fahrer, mit ein wenig Rücksicht untereinander lässt sich das Tal zu jeder Jahreszeit genießen. Am besten möglichst langsam... Dann sieht der Autofahrer auch sicher das im Vinxtbachtal reichlich vorkommende Rehwild nicht erst nach dem verhängnisvollen Crash!
Am weitgehend naturbelassenen Bachlauf liegen die Gemeinden Schalkenbach/Vinxt, Königsfeld, Waldorf, Gönnersdorf und der zu Bad Breisig zählende Ortsteil Rheineck.
Hinter dem ungewöhnlichen Namen "Vinxt" verbirgt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ableitung des lateinischen Wortes "finis", was so viel wie Ende oder Grenze bedeutet.
Ein Aufsatz im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler berichtet 1965 von
einer römischen Schänke im Bereich der Vinxtbachmündung, auf deren
Wirtshausschild "ad Fines"(Zu den Grenzgottheiten)
gestanden haben soll. Zudem hat man an dieser Stelle römische
Votivsteine gefunden, die diesen Gottheiten der Grenze geweiht waren.
Sie befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn >>>
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Votivstein zu Ehren der Grenzgötter, gefunden an der Vinxtbachmündung (Repro: Ulrich Siewers PR)
Während der römischen Herrschaft trennte der Vinxtbach ab dem Jahre 9 n.Chr. die Provinzen Nieder- und Obergermanien. Am rechtsrheinischen Ufer genau gegenüber seiner Mündung begann der Limes, der 548 km lange, befestigte Grenzwall, der das römische Reich von den germanischen Stammesgebieten trennte. Während südlich der Provinzgrenze die keltischen Treverer lebten, siedelte der römische Eroberer Julius Cäsar nördlich des Tales germanische Ubier an, die aus dem rechtsrheinischen Gebiet stammten. Zuvor hatten nördlich des Vinxtbaches keltische Eburonen gelebt, die nach erfolglosem Kampf von den römischen Truppen ausgerottet wurden.
Wo genau dieser alte Grenzweg am Rhein begann und wo er im Bereich Kelberg (Vulkaneifelkreis) endete ist bis heute nicht vollständig geklärt. Plausibel erscheinen die Ausführungen von Gerd Otto aus Wehr in seinem Buch "Römer in der Osteifel".
Der alte Grenzweg "Kohlstraße" unterhalb der Vinxtbachbrücke (A61) bei Waldorf (Foto: Ulrich Siewers PR)
Danach führte die Kohlstraße (auch Kahl- oder Kohlenstraße) als Grenzweg von Brisiacum am Rhein (Bad Breisig-Oberbreisig) auf die Höhen nördlich des Vinxtbaches, überquerte diesen bei Waldorf, führte weiter (nachgewiesen) über Rodder auf den Höhenkamm nördlich von Oberdürenbach, folgte ihm nach Westen zur Hohen Acht und verlief unterhalb der Nürburg bis in den Raum Kelberg, wo sie auf die Straßenverbindung Trier - Mayen - Andernach stieß.
Nach dem Ende der Römerzeit erstreckte sich der fränkische Mayengau nach Nordosten bis ins Vinxtbachtal. Nördlich der Kohlstraße lagen der Ahrgau und der Bonngau. Außerdem trafen an dieser Grenze die politischen Interessen von Kurtrier und Kurköln aufeinander.
So entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte sowohl eine Sprach- als auch eine Brauchtumsgrenze. Nördlich dieser Grenze wird der ripuarische (rheinisch-kölnische) Dialekt gesprochen und überwiegend das obergärige Kölsch getrunken. Südlich des Vinxtbachs beginnt das "Bitburger Pils-Land", dominiert vom moselfränkisch gefärbten Dialekt.
Umgekehrt: Vom Schauinsland bei Dedenbach schweift der Blick über das Vinxtbachtal auf den Leitenkopf (Brohl-Lützing) und über das Rheintal in den Westerwald hinein (Foto: Ulrich Siewers PR)
Auen- und Wiesenlandschaft zwischen Rheineck und Gönnersdorf (Foto: Ulrich Siewers PR)
Viehtriften und Streuobstwiesen bei Gönnersdorf (Foto: Ulrich Siewers PR)
Weite Abschnitte des Vinxtbaches werden von typischen
Auengehölzen, bestehend aus Silberweide (Salix alba),
Bruchweide(Salix
fragilis) und Schwarzerle (Alnus
glutinosa) gesäumt
.
Weiden und Schwarzerlen säumen den Vinxtbach zwischen Gönnersdorf und Waldorf (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bachaue zwischen Königsfeld und Waldorf (Fotos: Ulrich Siewers PR)
Im weitgehend unbelasteten Bach tummeln sich allerlei Weißfischarten und Bachforellen. Neben den Anglern trifft man daher gerne den Graureiher (Ardea cinerea) und hin und wieder auch den seltenen Eisvogel (Alcedo atthis) an.
Die Landstraßen im Talabschnitt zwischen Waldorf und Königsfeld sowie in
Richtung Dedenbach werden streckenweise von schroff ansteigenden devonischen
Felsformationen gesäumt. Hier gedeiht ein mittlerweile seltener
Stileichen-Trockenwald mit einer besonderen Fauna und Flora.
Stileichen-Trockenwald an der Straße nach Dedenbach (Foto: Ulrich Siewers PR)
Bäuerliches Anwesen in Dedenbach (Foto: Ulrich Siewers PR)
Im Gegensatz zum benachbarten Brohltal waren das Vinxtbachtal und seine
Seitentäler im Laufe der Erdgeschichte kaum von vulkanischen Ereignissen
betroffen. Das zeigt sich deutlich in der Bausubstanz der Dörfer, wo
traditionell Fachwerk und Bruchstein devonischen Ursprungs (Grauwacken)
dominieren.
Während die teils sehr steilen Talhänge zwischen Rheineck und Gönnersdorf dicht bewaldet sind, säumen Streuobstwiesen, Viehweiden und Ackerflächen den Ort Waldorf. An den Hängen über dem linken Ufer sind deutlich Terrassen zu erkennen. Sie dienten einst dem Weinbau im Vinxtbachtal. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfügte Waldorf noch über 50 Morgen (ca. 12,5 ha) Anbaufläche >>> mehr
Auch im wesentlich höher gelegenen Königsfeld wurde Wein angebaut. Das alte Kelterhaus ist heute noch erhalten. Reste der Weinbergsterrassen sind noch heute westlich des Ortes rechts im Hang an der Straße nach Schalkenbach zu erkennen, wenngleich sie weitgehend von Strauchwerk und Bäumen zugewachsen sind oder bebaut wurden.
Ursache für den Rückgang des Weinbaus in den linksrheinischen Tälern der Osteifel war in erster Linie der verheerende Reblaus-Befall, der 1874 bei Bonn einsetzte und vor allem die Kleinwinzer zur Aufgabe ihres Berufes zwang, da sie außerdem nicht über ausreichendes Kapital für eine Neuanlage verfügten >>> mehr
Neben dem Weinbau spielte der Obstbau zunehmend eine wichtige Rolle. Noch heute finden sich rund um Waldorf die größten zusammenhängenden Obstbaumwiesen der Osteifel.
Streuobstwiesen bei Waldorf zu Füßen des Bausenberg-Vulkans (Foto: Ulrich Siewers PR)
Berühmte Streuobstwiesen
Seit Mai 2007 ist Waldorf um eine weitere Attraktion reicher. Der „Streuobst-Lehrpfad“ soll großen und kleinen Besuchern die alten Streuobstsorten erklären und deren Vorteile näher bringen.
Lediglich das wellige offene Gelände zwischen dem Vinxt- und dem Brohlbach wird heute noch intensiv für die Landwirtschaft genutzt.
Das Vinxtbachtal bei Königsfeld - Blick nach Südosten über die ehemaligen Weinberge hinweg auf die Feldflur die Westerwaldhöhen und den Veitskopf am Horizont (Panorama-Foto: Ulrich Siewers PR)
Umgeben von ausgedehnten Wäldern ist Königsfeld der ideale Ausgangspunkt für erlebnisreiche Wanderungen(Foto: Ulrich Siewers PR)
Kaum zu glauben - in dieser herrlichen Landschaft soll ein Windpark entstehen (Foto: Ulrich Siewers PR)
Das Quellgebiet des Vinxtbaches liegt zwischen sanften, bewaldeten Hügeln oberhalb des Schalkenbacher Ortsteils Obervinxt. In diesem Bereich ist in den kommenden Jahren der Bau von gigantischen Windkraftanlagen geplant.
Die Befürworter und Nutznießer dieser Bauvorhaben handeln in hohem Maße völlig eigennützig und nehmen vorsätzlich in Kauf, dass eine der schönsten Landschaften der Osteifelregion nachhaltig Schaden nimmt.
Bick von der Wasserscheide zwischen Rhein und Ahr im Bereich der Vinxtbachquelle oberhalb von Schalkenbach/Vinxt nach Osten auf die Höhen des Westerwaldes jenseits des Rheins (Foto: Ulrich Siewers PR)