Winterzauber an der Nettequelle bei Lederbach (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Nette ist ein kleiner linksrheinischer Fluss, der in seiner ganzen Länge die Osteifel durchquert. Einer ihrer beiden Quellbäche entspringt in 662 m Höhe am Fuße des Schönebergs, einer der höchsten Erhebungen der Hocheifel in der Nähe des Fleckens Lederbach.
Die junge Nette bei Lederbach (Foto: Ulrich Siewers PR)
Zunächst plätschert sie als munteres Gebirgsbächlein durch eine romantische Talaue nach Süden. Vereint mit den Wassern des Leimbaches verlässt sie wenig später den Kreis Ahrweiler und fließt von nun an durch den Kreis Mayen-Koblenz nach Südosten. Nachdem sie sich mit dem Weiberner und dem Arfter Bach vermählt hat, ist sie bereits zum kleinen Flüsschen angewachsen. Durch eine typische Auenvegetation bestehend aus Weiden und Erlen, an historischen Mühlen vorbei drängt es die Fluten nach Süden. Bei Schloss Bürresheim gesellt sich die Nitz hinzu. Gemeinsam erreichen sie nur wenige Kilometer weiter die Stadtgrenze von Mayen.
Das obere Nettetal inmitten ausgedehnter Wälder (Foto: Ulrich Siewers PR)
Die Entwicklung des Industriestädtchens ist eng mit der Nette verbunden. Die Wasserkraft wurde von den Mayenern nicht nur zum Vermahlen von Getreide genutzt. Sie lieferte die notwendige Energie für Spinnereien (Streichgarn, Halbwollgarn, Leinen), eine Weberei (Wolle), eine Wirkerei (Strümpfe) und für die Tuch- und Hutfabrikation. Auch mehrere Walkmühlen, eine Töpferei und eine Gerberei (Lohgerberei; Leder-herstellung) profitierten von ihrer Lage am Ufer der Nette. Bis heute erinnern die Kartonagenfabrik Weig und die Nettemühle an die lange Mayener Tradition der Papiermühlen.
Die Wasserkraft der Nette bildete die Grundlage für die prosperierende Industrie im Mayener Stadtgebiet (Foto: Ulrich Siewers PR)
Kaum hat das Flüsschen die Stadt passiert, ändert es seine Fließrichtung nach Osten. Im Laufe der Jahrtausende hat es sich tief in das wellige Hügelland eingeschnitten und trennt die Pellenz vom südlich gelegenen Maifeld. Die schroffen Schieferklippen an ihren unwegsamen Ufern zeugen von der zerstörerischen Kraft der Fluten. Diese Energie trieb seit Jahrhunderten zahlreiche Mühlräder im Nettegrund an. Das große Mühlensterben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat nur die Korbsmühle bei Ochtendung überlebt.
Die Nette bei Ochtendung (Foto: Ulrich Siewers PR)
Nachdem die Nette den großen Schieferfels mit den Resten der Burg Wernerseck umgangen hat, trifft sie bei Plaidt erneut auf ein gewaltiges Felshindernis in Form eines Lavastroms. Doch selbst der harte Basalt ist der sägenden Kraft des Wassers nicht gewachsen. Im heutigen „Rauscherpark“ erlebt der Besucher das tosende Spektakel der Felspassage als einzigartiges Naturerlebnis.
Im Rauscherpark bei Plaidt hat sich die Nette ein eigenes Bett durch den harten Basalt geschnitten (Foto: Ulrich Siewers PR)
Während ihrer letzten Kilometer auf dem Weg zu ihrer Mündung in den Rhein gibt sich die Nette eher ruhig. Mitten im Auenwald hinter Miesenheim passiert sie das Gut Nettehammer, ein außergewöhnliches Denkmal rheinischer Industriegeschichte.
Im Nettehammer wurden früher Bleche, Nägel und Hausrat aus Eisen hergestellt (Foto: Ulrich Siewers PR)
An der Mündung in den Rhein bei Weißenthurm (Foto: Ulrich Siewers PR)
Viel weniger spektakulär vollzieht die Nette hinter
der „Ruut Brück“ (Rote Brücke) am nördlichen Stadtrand von Weißenthurm ihre
Hochzeit mit „Vater Rhein“. Knapp 60 Kilometer betrug die Anreise von der
Hocheifel bis zum Strom. Die abschließende Zeremonie vor der Kulisse des
Fürstlichen Schlosses Neuwied auf dem gegenüber liegenden Ufer wird begleitet
vom lauten Geschnatter der Enten und dem hungrigen Gekreische der Möwen, die in der
Flussmündung auf der Suche nach Fressbarem Ausschau halten.
Die Mündung vor der Kulisse des Neuwieder Schlosses (Foto: Ulrich Siewers PR)